Heimatkalender

Um den Ortsnamen Kyllburg

Heimatkalender des Kreises Bitburg 1969, S. 168
Von Dr. Klaus Hamper

In dem Werk ,,Das Bitburger Land“ hat Jean-Pierre Koltz die Burgen des Kreises beschrieben. Dort heißt es Seite 472: ,,Wir weisen darauf hin, daß Kill oder Cill keltisch ist und junger Eichenbaum bedeutet. Inwieweit die beiden Ausdrücke verwandt sind, wollen wir den Sprachforschern überlassen.“ Wenn auch der Schreiber dieser Zeilen sich nicht zu ihnen zählt, will er doch versuchen, zur Lösung dieser Frage beizutragen.

Um die Waldungen des Herzogtums Luxemburg zu verbessern, erließ Maria Theresia 1754 eine Verordnung1 in der es Seite 4 heißt: „Wir wollen, daß bei dem nächsten Hau neben zwanzig Eichen- und zwanzig Buchenruten von acht bis zehn Jahren weitere zwanzig Eichenstamm, die gerade und hochgewachsen sind und untenher keine Äste haben, stehen bleiben sollen, alles auf jeden Morgen Busch oder Hecken. Wo diese Anzahl Eichenstamm nicht vorhanden ist, sollen sie durch die beste Gattung Holz nach dem Eichenstamm ersetzt werden.“ Seite 5: „Unsere Meinung ist, daß man keinen Eichbaum oder Heistern in unsern Büschen halten soll, und daß sogar schlagreife Bäume verkauft werden sollen, wenn sie die Anzahl der im vorigen Artikel genannten Zielstammen übertreffen und die Neupflanzung verhindern möchten.“ Seite 6: „Wir wollen, daß die Gemeinden den sechsten Teil Zielstammen oder Staalen mehr stehen lassen sollen, wobei die Eichenstammen vorzuziehen sind.“ Seite 8: „Wir wollen, daß die Offizianten unserer Domanialwaldungen ein schriftliches Protokoll darüber abfassen, in dem die Anzahl, Art und Gattung der als Zielstammen stehen gelassenen Bäume genau verzeichnet sind.“ Seite 11: „Wir wollen, daß die Gemeinden, die keine hohen Waldungen, wohl aber Hecken und Büsche haben, wenigstens den zehnten Teil derselben zu Wald machen, so daß mindestens in jedem Morgen Busch vierzig Eichenkielen oder Heistern stehen sollen.“

Wie ist das Wort „Zielstammen“ zu erklären? „Unter Zucht versteht man die vom menschlichen Besitzer beeinflußte Fortpflanzung des Viehes (Paarung, Ernährung, Pflege), weiterhin ausgedehnt auf Pflanzen sowie Ernährung und Unterhalt von (jungen) Menschen2.“ Das Moselfränkische kennt das Wort „zielen“ für planmäßiges Aufziehen sowie den Ausdruck „Zielvieh“ für die so behandelten Tiere. Und wer die Arbeitsleistung einer kinderreichen Mutter lobend herausstellen will, sagt wohl: „Diese Frau hat mit Sorgfalt und Mühe eine Schar Kinder gezielt.“ Aus den vorhergehenden Ausführungen dürfen wir schließen, daß das Wort Zielstammen als Sammelbegriff für vorgesehene zukünftige Waldbäume gilt, während Eichen, Heistern und andere Holzarten die einzelnen Unterabteilungen sind. Sollte nun aber das Bestimmungswort „Ziel“ mit dem oben genannten Cill übereinstimmen, dann könnte Cill nicht dieselbe Bedeutung haben wie Kill als junger Eichenbaum.

1/sup>Die oben genannte Verordnung ist gedruckt bei Johann Baptist Kleber, Luxemburg, 1755, 28 Seiten, geheftet (im Besitz des Verfassers).
2Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 11 Auflage, unter „Zucht“.

Einen Kommentar verfassen

captcha

Please enter the CAPTCHA text