Quelle: Kölnische Zeitung, 30. Mai 1884, S.6
Vermischtes aus der Eifel, 27. Mai.
Die junge Steinindustrie, welche fast den einzigen Industriezweig des Kyllthals bildet, nimmt einen erfreulichen Aufschwung. Der Kyllthaler Sandstein hat als Schleifstein einen Weltruf erworben; in den Schleifereien von Solingen, Ohligswald, Remscheid, Hagen, Essen werden nur noch Steine des Kyllthals verwandt. Auch Belgien wird fast ausschließlich von der Kyll versorgt; einigermaßen auch Frankreich, die Schweiz und Oesterreich. In Kyllburg, Denborn, Neidenbach und Philippsheim sind jetzt etwa 1000 Leute in den Brüchen beschäftigt. Als Baustein wird dieser rote Sandstein des Kyllthals seit Eröffnung der Eifelbahn 1871 auch viel verwandt; namentlich hat die Rheinische Eisenbahn durch größere Bauten viel zur Einführung desselben beigetragen. Außer andern Vorzügen hat er den Vorteil, daß er nie verwittert und viele Jahrhunderte seine schönerote Farbe behält. Die Stiftskirche in Kyllburg ist zu Anfang des zwölften Jahrhunderts daraus erbaut worden und zeigt noch nicht ein einziges verwittertes Steinchen; die Kanten an dem Turme sind noch vollständig scharf wie neu. Der Sandstein für die acht Wappenbären, welche kürzlich an dem Berliner Rathause angebracht worden, ist in 16 Blöcken von je 7000 kg von Kyllburg geliefert worden; er ist aus einem Felsen fertig gestellt. Augenblicklich ist dort ein Fels freigelegt, der über 5000 cbm Stein ergibt.