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Der Kyllburger Hahnenkampf – Ein seltsamer Volksbrauch

Kampfhähne

Quelle: Hellweg-Märkisches Volksblatt, 17. Juli 1931
Text von Heinrich Gueth nach einer Vorlage aus der Schulchronik

In dem Eifeldorfe Kyllburg war in früheren Zeiten ein seltsamer Volksbrauch anzutreffen, der auf eine Anordnung des Freiherrn von Brandscheid zurückging. Der Freiherr, der in seinem Wappen zwei kämpfende Hähne führte, hatte nämlich befohlen, daß am Sankt Sebastianstage jeder Schulknabe das Recht habe, einen Hahn mit in die Schule zu bringen; der Junge, dessen Hahn in dem entstehenden Hahnenkampfe Sieger bleibe, sollte zum Schulkönig ausgerufen werden. Der Vater des Knaben aber durfte sich im Walde die schönste Buche aussuchen und fällen, mußte aber auch jedem Schulkinde zur Fastnacht einen Trunk Bier und eine gewisse Menge Weißbrot stiften. Auch das Wirtszimmer, wo das Gespendete verzehrt wurde, mußte er mieten.
Ueber die Veranstaltung des Hahnenkampfes selbst wird folgendes berichtet: Kurz nach der Mittagspause kam jeder Knabe mit dem seit langem auf das sorgsamste gepflegten Hahn in das Schulzimmer, wo die Tiere gezählt und so viele Nummern ausgestellt wurden, wie Hähne vorhanden waren. Die Nummern wurden dann von den Jungens aus einer Urne gezogen, um die Hähne mit den Nummern 1 und 2 einander gegenüberzustellen. Der Sieger mußte sich dann mit dem Hahn Nummer 3 messen und so fort, bis alle Hähne miteinander gekämpft hatten. Dem Besitzer des siegreichen Hahnes riefen die anderen Schulknaben dann zu:

König Hahn,
Dein Jahr ist an!

Die Empfangnahme des von dem Vater des siegreichen Knaben gestifteten Bieres und Weißbrotes schloß sich an.
Hiermit waren aber die Hahnenkampf-Festlichkeiten noch nicht beendet. Der Hahnenkönig pflegte in der Woche nach Mariä Reinigung die zwölf ältesten Schulknaben in das Kloster Himmerod zu führen, wo sie sich zwei Tage lang aufhielten und mit Essen und Trinken auf das beste bewirtet wurden. An dem der Fastnacht vorangehenden Donnerstag, „der fette Donnerstag“ genannt, kam die gesamte Schuljugend in das Kloster Sankt Thomas, wo sie ein gutes Mittagessen erhielt. Der Morgen dieses Tages sah die Jugend schon im Heim des Hahnenkönigs, wo Suppe, Brei und Birnfladen ausgeteilt wurden. Das althergebrachte Abendessen am „fetten Donnerstag“ bestand aus Reisbrei mit Kalbfleisch, Kartoffeln, Salat, Bratwurst, Weißbrot und verschiedenen Getränken, wogegen am folgenden Freitag Milchsuppe, Reisbrei, Apfel- und Birnenschnitze, Eierkuchen. Fladen und Getränke am Mittag aufgetischt wurden. Die Aeltesten nebst dem König erhielten Wein. Das Abendessen bestand aus Eierkuchen, Kartoffelsuppe. Reisbrei, gebackenen Birnen und Fladen.
Wenn der König das Glas an den Mund setzte, rief einer der Knaben, der die Rolle des Mundschenken spielte: „Der König trinkt!”, wobei alle mit ihren Löffeln und Gabeln auf den Tisch klopften, so lange. bis der Mundschenk dem König den Mund abgetrocknet hatte Niemand durfte ohne Erlaubnis des Königs bei Tisch sprechen; wer sich an dieses Gebot nicht hielt, wurde aus dem Kreise entfernt. Der Schullehrer war während der ganzen Festlichkeit anwesend.
Am Fastnacht-Sonntag standen Suppe, Wurst, Kalbfleisch, Kartoffeln, Weißbrot, Wein, Bier und Branntwein auf dem Tische; nach beendigter Mahlzeit nahm jeder seinen Teller, Löffel, Gabel und ein Stück Eiertorte mit sich, und mit den Worten:

König Laus,
Dein Jahr ist aus!

gingen alle auseinander. H. G.

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