Örtlichkeiten

1927 – Ehemalige Erzbischöfliche Burg

Quelle: Wackenroder, Ernst, Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg, Düsseldorf 1927, S.158-160

Das um 800 in der Schenkung Helfrids genannte castrum Kiliburg ist die durch ihre Lage auf dem Berge geschützte Stadt selbst (BEYER, Mrh. Ukb. I, Nr. 13; II, Reg. Nr. 50; II, Einleitung S. 117. – GOERZ, Mrh. Reg. I, Nr. 375). Erst Erzbischof Theoderich von Trier erbaute im oberen Teile des Dorfes i. J. 1239 eine größere Burg (BROWERI, Ann. Trevir. II, S. I32. – Gesta Trevir. I, S. 324) und bestellte zwei Ritter zu Burgmannen, von denen jedoch einen der Graf von Luxemburg bestimmen sollte (BEYER, Mrh. Ukb. III Nr. 658. – HONTHEIM, Hist. Trev. I, S. 725). Der Burgbau richtete sich zunächst gegen Rudolf von Malberg (s. d.), insbesondere wegen seiner Bedrohung des Klosters St. Thomas. Theoderichs Nachfolger, Arnold II., umgab dann i. J. 1256 die Burg samt den anliegenden Häusern mit einer festen Mauer und schloß mit Abt Joffrid von Prüm einen Vertrag über die beiderseitigen Befestigungsbauten des Berges Killburch, frühere Festsetzungen zugrundelegend (BEYER, Mrh. Ukb. III, Nr. I357. – GOERZ, Mrh. Reg. III, Nr. 1318. – GOERZ, Reg. d. Erzb. von Trier, S. 48. – SCHORN, Eiflia sacra II, S. 358). In der ersten Hälfte d. 14. Jh. hat Johann Hurt von Schönecken die Burg im Besitz und bekommt bei Aussöhnung von dem Erzbischof tausend rheinische Gulden für Aufwendungen an dem Schlosse (SCHANNAT-BÄRSCH, a. a. O. I, z, S. 996). Ende des 15. Jh. ließ dann Erzbischof Johann II. wie an anderen Burgbauten, auch hier neue Bauten aufführen (Gesta Trevir. II, S. 343). Erzbischof Lothar gibt die Burg i. J. 1601 dem Hans Wilhelm von Lonzen, gen. Roben, und dessen Brüdern und ihren Leibslehenserben nebst Gutsbesitz (Eufalia III, S. 63), nachdem das Wohnhaus neu errichtet war (s. u.). Im J. 1704 wird die Schloßeinfahrt erweitert (s. o. Handschriftliche Quellen, Domarchiv) und im Anschluß daran entstehen i. J. 1764 neue Nebengebäude. Von der erzbischöflichen Anlage a. d. ersten Hälfte d. 13. Jh. ist der i. J. 1910 instandgesetzte und zugänglich gemachte interessante Turm erhalten. Der jetzt nach Westen, also an der Straße offene Bering ist überhalbkreisförmig unregelmäßig gestaltet. Von den alten Gebäuden ist das im Hintergrunde gelegene Wohngebäude, zuletzt Schule und Gerichtszimmer enthaltend, durch einen nicht gut eingefügten Schulneubau Ende d. 19. Jh. ersetzt. Ein wiederverwendetes Fenster, 62 cm breit und 70 cm hoch, zeigt auf dem Sturz das von den Buchstaben HCVS umstellte Wappen des Hugo Cratz von Scharfenstein, der i. J. 1582 Domdechant zu Trier war. Es war ein langer, rechteckiger Bau, der südlich bis an die Umfassungsmauer ging und hier Wehrgangtür und einen unentbehrlichen Erker zeigte. Nach der Photographie war die Rückseite mit schweren Strebepfeilern und zweiteiligen Rechteckfenstern ausgestattet, die durch ihre Verteilung nach Bedarf und durch ihre Dreiecksgiebel den spätmittelalterlichen Charakter des Baues hier außen noch anzeigten. Das Untergeschoß und der Keller dienten Wirtschaftszwecken, oben lag ein rechteckiger Saal mit drei breiten, rundbogigen Fensternischen auf der Außenfront. Links vom Neubau, also neben der Nordseite ist ein rundbogiges Tor, das alte Mühlenpförtchen wieder aufgestellt. Die vorne links und rechts abschließenden Gebäude sind einfach. Links in geputztem Bruchsteinmauerwerk ein Wirtschaftsgebäude v. J. 1764, außen der Rundung des Hügels folgend, mit wenig Fensteröffnungen. Die im stumpfen Winkel nach innen geknickte Hoffront mit acht Achsen. Aus der ehemaligen Stallung rechter Hand hinter einer hohen Rampe wurde erst Schule, dann jetzt eine Wanderherberge für die Jugend. Es folgt östlich anschließend der Bergfried und ein Stück der in ihrem übrigen Bestand i. J. 1826 abgebrochenen Umfassungsmauer. Darin eine Tür mit zerstörtem Wappen und der Zahl 1766.

BurgIm großen und ganzen hat man nach Umfang und Anlage noch ein dem alten Zustand ähnliches Bild. Wertvoll ist der Bergfried (Fig. 106), im Zuge der Ringmauer auf der Südseite nach dem Kopf des Berges zu gelegen, die Straße sichernd. Er ist fünfgeschossig, ohne das neue Dach 23,70 m hoch, bei 7 m Seitenlänge im Quadrat, mit regelmäßig angelegten Fenstern und Scharten. Der alte Zugang liegt im zweiten Geschoß auf der Hofseite, die 70 cm breite Tür rund geschlossen, durch Quaderung betont und mit Resten von Konsolsteinen für Holztreppe und Schutzdach, in gleicher Höhe eine 70 cm breite Wehrgangtür auf der Ostseite mit Anschlag für Außen- und Innentür, nach Süden eine breite Sitznische mit Schlitzfenstern in dem 2,80 m hohen Raum. Das alte Tonnengewölbe durch eine neue Treppe durchbrochen, ehemals mit einem Einsteigloch versehen, darunter zwei Balken zum Herabwinden eines Gefangenen in das 8,80 m hohe Erdgeschoß von 2,40 m im Lichten, das erst i. 18. Jh. von unten zugänglich gemacht wurde mit zwei Türen hintereinander, in Verbindung mit einem Luftkanal aus Platten an der Stelle des Oberlichtes. Vom dritten Geschoß ab setzt der Turm mit Hausteingesims um 30 cm zurück. Mit seinen breiten Nischen und Schlitzfenstern in voller Höhe ist dieses Geschoß besonders zur Verteidigung geeignet; ähnliche Schlitzfenster im vierten Geschoß in breiten Sitznischen, erhöht um eine Stufe über der Balkenlage. Das fünfte Geschoß mit vier Rechteckfenstern, 80 cm breit und 1,20 m hoch, an dreien noch die nach innen gelegten, 75 cm langen Konsolsteine mit Pfannen für die Walzen der nach außen gehenden Holzläden. In der Südostecke ein offener Kamin. Das neue Dachgeschoß darüber mit Aussichtsfenstern.

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