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Wilsecker Linde – Quo vadis?

Mehr als 1000 Jahre alt soll sie sein, die Wilsecker Linde. Seit Jahrhunderten wird sie immer wieder als Landmarke und Wahrzeichen genannt – eine mächtige Linde, hoch oben thronend über dem Kylltal. Doch halt! Wer sich den Mühe macht z. B. mit seinem Fahrrad den mühsamen Aufstieg von Kyllburg her zu wagen, der wird sich fragen: „Wo ist denn hier diese berühmte Linde?“ Nach kurzer Suche wird er einen Stein mit einer Infotafel finden, auf dem die Linde als Kulturdenkmal erklärt wird. Doch wenn er sich diese Linde genauer anschaut, wir er enttäuscht sein, denn was von diesem Wahrzeichen übrig ist, ist weit entfernt von einer mächtigen 1000-jährigen Linde.

Zugewuchert und überragt von weitaus jüngeren Bäumen, steht dort ein zersplitterter hohler Baumstumpf, keine 2 Meter hoch. Die Äste ragen kaum 8 Meter in die Höhe. Drahtseile und Eisenstangen halten das Baumgerippe zusammen. Ein etwa 15 Jahre alter Sprössling hat sich aus den Wurzeln der alten Linde gebildet und ist mittlerweile genau so hoch, wie seine „Mutter“.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein präsentierte sich die Linde völlig anders. Sie stand einsam dort „Auf Kohnert“. Wer in ihrem Schatten saß, hatte einen phantastischen Blick ins Kylltal, auf den Stiftsberg und die alte Stiftskirche, die der Legende nach ursprünglich hier oben bei der Linde errichtet hätte werden sollen.

Doch diese Aussicht gibt es nicht mehr, da alles zugewuchert ist. Wer heute ein Foto vom Stiftsberg machen will, stellt sich 100 Meter weiter neben das Straßenschild, das den Weg nach Kyllburg weist.
Auch wenn die Linde, an der sichtlich der Zahn der Zeit genagt hat, heute etwas kümmerlich daher kommt, ist sie dennoch ein Baum, der voller Leben steckt. Jetzt, da sie jahreszeitlich bedingt blätterlos ist, kann man nicht glauben, dass sich schon in wenigen Wochen aus den Knospen neue Triebe entwickeln und der Baum zu neuem Leben erwacht. Es steckt soviel Leben in diesem alten Baum, dass selbst die verheerendsten Katastrophen im Laufe der Zeit der Linde nicht den Garaus machen konnten.

So zum Beispiel am 1. März 1948. Über die Höhen zog ein heftiger Sturm, der die Krone der Linde abbrach. Übrig blieb ein etwa 2 Meter hoher Baumstumpf, der zur Verwunderung der Leute im Frühling wieder austrieb. Gut 30 Jahre später schlug ein Blitz in den Baum ein, der ihn spaltete. Doch auch davon erholte sich die Linde wieder. Sie ist nach wie vor ein wichtiges Wahrzeichen, dass so manchen Sturm überdauert hat und uns und unsere Kindeskinder überleben wird. Wir sollten der alten „Dame“ etwas mehr Beachtung schenken.

Dazu gehört auch eine bessere Präsentation in der Landschaft, die nur durch eine massive Durchforstung der Umgebung zu erreichen ist. Leider verhindern das zur Zeit noch ungünstige Besitzverhältnisse. Das könnte sich jedoch ändern, wenn bei der anstehenden Flurbereinigung, die Bedeutung der Linde und die des sie umgebenden Areals eingeplant wird.

Dieser Text soll daher ein Appell an die Verantwortlichen sein.

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