33, 40, 41 – was zunächst klingt wie eine Auswahl an Jahreszahlen aus Deutschlands dunkelstem Kapitel, ist, was den Musikverein Kyllburg angeht, das, worauf man sich als Musiker das ganze Jahr freut. Die Rede ist vom traditionellen Maiblasen am 1. Mai. Die Zahlen bezeichnen die zu spielenden Stücke aus dem Lausitzer-Marsch-Album.
(Anm.: Ich konnte noch nicht herausfinden seit wann genau der Kyllburger Musikverein das Maiblasen veranstaltet. Das älteste Foto stammt aus dem Jahre 1976. Ich werde diese Information bei Gelegenheit nachreichen.)
Ursprünglich war das Maiblasen lediglich die musikalische Begleitung für das feierliche Aufrichten des Maibaums. Weil die Musiker danach nicht einfach so wieder nach Hause gehen wollten, zogen sie meist vereinzelt und ziellos musizierend durch Kyllburgs Gassen. Man beschloss irgendwann, das gemeinsam und organisiert zu tun. Fortan zog man, in den frühen Morgenstunden beginnend, vom Stiftsberg ausgehend durch die ganze Stadt. Die Stücke aus dem bereits erwähnten Lausitzer-Marsch-Album werden seit dem gespielt. An einzelnen Stationen wurde Halt gemacht. Diese Haltestelle wurde zumeist bei Personen der Kyllburger Highsociety (Pastor, Bürgermeister, Vereinsvorsitzende) eingerichtet. Schnaps, Bier und eine kleine Spende waren und sind dann stets eine gern genommene Gage für das Spielen des Liedes „Der Mai ist gekommen“.
musikalischer Nationalfeiertag 1. Mai
Die Musiker des MVK sprechen vom „1. Mai“ mittlerweile von einem vereinseigenen Nationalfeiertag. Das ist zwar wörtlich genommen falsch, da der Musikverein schließlich keine Nation ist, verweist aber auf den hohen Stellenwert dieses Tages.
Rückblickend ist anzumerken, dass die Zahl der Haltestationen rückläufig ist. Noch vor 10 Jahren wurde an doppelt so vielen Häusern halt gemacht wie heute. Da ist zum einen dem Wandel in der Bevölkerungsstruktur zu schulden, denn viele Zugezogene haben oft nicht den nötigen Bezug zum Musikverein, zum anderen ist es ein Überangebot an Alternativveranstaltungen, das, aufgrund der erhöhten Mobilität, auch im größeren Umfang von den Bürgern angenommen wird. Die Leute sind dann schlichtweg nicht zu Hause, wenn der Musikverein klingelt.
Der „1. Mai“ ist eine Tradition, die gehegt und gepflegt wird. Darum wird auch in diesem Jahr der Musikverein durch die Gassen ziehen. Begonnen wird der Tag mit einem stärkenden Frühstück auf dem Stiftsberg. Gegen 7.30 Uhr setzen sich die Musikanten in Bewegung und werden bis zum späten Nachmittag, so sie denn die Strapazen des Tages aushalten, musizierend den Mai begrüßen. Den Abschluss macht ein gemeinsames Essen.
Da die Möglichkeiten des Musikvereins, Geld für den laufenden Geschäftsbetrieb zu bekommen, begrenzt sind, nutzen viele Bürger diesen Tag als Gelegenheit, dem Verein das ein oder andere Scheinchen als Spende zukommen zu lassen. Es ist ein kleines Dankeschön für die zahlreichen unentgeltlichen Auftritte, die der MVK im Laufe des Jahres absolviert und dadurch das kulturelle Leben im Ort maßgeblich gestaltet.