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Im Zeichen des Weltkrieges

Kriegschronik für Kyllburg.

Quelle: Schulchronik 1873-1933, Seite 130-150 und 166-176
Geschrieben von Hauptlehrer Heinrich Gueth

Nach dem Fürstenmord von Sarajewo (28.6.14) merkte man sofort die kritische polit. Situation auch hier in Kyllburg. Zahlreiche ausländische Kurgäste brachen ihren Aufenthalt ab und reisten in ihre Heimat. Panikartig wurde die Abreise an den Tagen 28., 29., 30., 31. Juli. Die Hôtels verödeten, da auch die Inländer es vorzogen, die weitere Entwicklung zu Hause abzuwarten. Die dumpfe Schwüle wurde geklärt, als am Freitag den 31. gegen 6 Uhr abends die Bekanntmachung angeschlagen wurde, daß für Deutschland der Kriegszustand erklärt sei. Auf dem Depot in Kyllburg meldeten sich sofort eine große Zahl Landwehrmänner. Sie erhielten Waffen, und unter der Leitung des Hr. Witt Joh. wurde eine vorläufige Bewachung unserer Eifelbahn eingerichtet. Samstags abends, 1.8.1914, gegen 6 Uhr erfolgte die Bekanntmachung der Mobilmachung. Sie wurde auch in Kyllburg mit Jubel begrüßt. Man sah zunächst nur stolz bewegte Gesichter und war froh, endlich klar zu sehen.

Am selben Abend traf ein Kommando des Inf. Reg. No. 161 aus Trier ein und übernahmen die Bewachung der Eifelbahn. Das Kommando wurde am Bahnhof spontan begrüßt mit einem Hurra auf Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph. Spät abends um Spät abends um 11 Uhr wurde ausgeschellt, daß der 1. Mobilmachungstag zugleich auch der 1. Landsturmtag sei. Da gab es doch betroffene und ängstliche Gesichter; denn das ging viele Kyllburger Familienväter an und die sofortige Einberufung des Landsturmes wurde ausgelegt, als ob Gefahr vorliege, daß der Feind über die Grenze in die Eifel einzubrechen suche. Die Beichtstühle wurden die ganze Nacht belagert; viele Tränen wurden von den Frauen vergossen: Es wurde ernst!

Am Sonntagmorgen stellten sich viele Landsturmmänner (auch die beiden Lehrer dieser Schule, welche aber bald wieder entlassen wurden, Hauptl. Gueth nach 2 Tagen wegen seines rheumat. Leidens – sehr gegen seinen Willen. Sehr bald doch wieder eingezogen.)

Die Landsturmmänner wurden auf dem Waffendepot im Brückschen Hause, Stiftstr. eingekleidet. So weit der Vorrat reichte, erhielt jeder eine feldgraue Hose, dunkeblaue Litewka, Halsbinde, Feldmütze, Tschako (Modell aus den Freiheitskriegen!), Koppel mit 2 Patronentaschen, Brotbeutel und Gewehr (Model 1888/91) mit Seitengewehr. Bald waren über 400 Männer eingekleidet und immer stellten sich mehr ein, nicht nur aus unserer Gegend, auch von der Mosel und eine große Zahl vom Rhein, besonders aus Koblenz. Auf eine solche Menge war das Depot nicht eingerichtet. Es wurden schließlich über 600 Mann. Viele konnten nur noch eine Feldmütze und eine weiße Armbinde als Abzeichen bekommen. Bald hörte man auch den Namen der Formation, welche in Kyllburg gebildet wurde: II. Komp. des Landsturm Inf. Bat. No. 1 in Gerolstein. Als Hauptmann der Kompag. erschien Ober-Katasterkonstr. Weis aus Wittlich, Hauptm. d.L. (Sohn des früheren Bürgermeisters Weis aus Wolfsfeld, Kr. Bitburg)

Als Kompagnieoffizier meldete sich Oberförster Mittweg, Oberleutnat d.L., Kompagniefelwebel wurde Joh. Witt aus Kyllburg, welcher im Seebataillon bis zum Vizefeldw. annonziert war und hier nach einigen Tagen zum etat.(mäßigen) Feldwebel (Anm: Kompaniefeldwebel) befördert wurde.

Die Formierung der Landsturmkomp. fand auf dem Schulhof statt und unsere Schule wurde für einige Tage die Kaserne der Kompagnie.

Schon am Sonntag Vormittag wurden starke Wachen gebildet welche sofort mit schafer Munition (60 Patronen) abrückten. Die Wachen besorgten den Bahnhofschutz. Eine solche Wache – 12 Mann – lag vor dem Dechentunnel, 1 hinter dem Dechentunnel, 1 auf dem Bahnhof, 1 auf dem Stellwerk, 1 bei St. Thomas, 1 auf Haltestelle St. Thomas u.s.w. die Kyllb. II. Komp. hatte den Schutz für folgende Strecken: Kyllburg-Mülenbach, Kyllburg-Phillipsheim, Erdorf-Irrel. Jede Wache stellte Posten aus und schickte Patrouillen. Die Brücken wurden durch Ketten und andere Hindernisse gesperrt. Die Hauptaufgabe bestand aber darin zu wachen, daß der Feind die Eifelbahn nicht durch Bombenanschläge zerstörte. Das hätte für den Aufmarsch der Armee verhängnisvoll werden können. Aber die Landsturmkompagien hielten überall gute Wacht, daß nichts passierte und der Anmarsch der Armee sich mit minutiöser Genauigkeit abwickelte. – Gleich am Sonntag Nachmittag kam eine allarmierende Depesche: Bei Auw (Eifelb.) wollte man 120 Mann feindliche Kavallerie gesehen haben, und die dortige Wache erbat Verstärkung. In 10 Minuten war eine Abteilung unterwegs zum Bahnhof. Alsbald wurde aber die Nachricht widerrufen. Diese falsche Nachricht und ähnliche Gerüchte von Treffen in nächster Nähe wurden in Kyllburg verbreitet und bewirkten eine dumpfe Stimmung. Am anderen Tage aber hörte man, daß die Trierer Garnison gute Grenzwacht gehalten habe und sogar schon bis zur Hauptstadt Luxemburg vorgedrungen sei. Alles atmete erleichtert auf.

Dann kamen die unvergesslichen Tage (3., 4., 5., 6., 7., 8. August) da wir Zug an Zug der Truppen und der eingezogenen Reserven durch Kyllburg passieren sahen. Die Stimmung der Leute war wunderbar! Nichts wie Kampfeslust und siegesfrohe Zuversicht! Die Wagen der Eisenbahn waren festlich geschmückt und von dem Humor der Truppen zeugten die vielen Aufschriften, z.B. „Extra nach Paris,“ „Direkt nach Petersburg,“ „Eilgut nach Paris u. Petersburg,“ „Der Krieg findet bei jeder Witterung statt,“ „Die Serben in Scherben, jeder Schuß ein Russ, jeder Stoß ein Franzos.“ (später kam noch dazu „Jeder Klapp ein Jap!“) „Poincaré! O weh!“ „Mit Nikolaus ist’s aus!“ – Solche Aufschriften konnte man Tausende lesen.

Natürlich wurde auch stets gesungen, und zwar hörte man am meisten die „Wacht am Rhein“ Von frischen bergischen Jungen (auf dem Wagen stand „Schulmeisterwagen aus Barmen“) hörte ich zuerst folgenden Knüppelreim als Variante des bekannten Schlagers „Die Männer sind alle Verbrecher“:

„Die Serben sind alle Verbrecher,

Ihr Land ist ein finsteres Loch.

Die Russen sind auch nicht viel besser,

Aber Senge, aber Senge krieg’n se doch!“

Mit solcher Begeisterung, mit solchem Mut sind wohl noch nie Truppen ins Feld gezogen, und daß sie sich die Siegeszuversicht auch dann nicht rauben ließen, als immer weitere Feinde Deutschlands sich meldeten, zeigte eine häufig wiederkehrende Aufschrift auf den Wagen: „Hier können noch Kriegserklärungen abgegeben werden.“

Nach und nach zogen auch eine große Anzahl Kyllburger ins Feld, sodaß Kyllburg mit den augenblicklich aktiven Soldaten ein ziemlich großes Kontingent stellte.

Aktiv dienen augenblicklich:

Johann Knauf 10/65 Köln † starb den Heldentod
Louis Bläser 9/65 Köln leicht verwundet
Nikolaus Bläser 6/65 Köln leicht verwundet
Peter Göttingen /29 Trier gefallen in Frankreich
Peter Jutz 8. Pion. Bat. Coblenz
Jakob Atzorn 30. Pion. Bat. Ehrenbreitstein verwundet
Matthias Sinnen Inf. Reg. Nr. 144 Metz schwer verwundet
Johann Sinnen Inf. Reg. Nr. 30 Saarl. leicht verwundet
Johann Müller Inf. Reg. Nr. 30 Saarl
Matthias Müller Inf. Reg. Nr. 136 Straßburg verwundet
Willy Balduwein 19. Bair. Inf. Erlangen leicht verwundet
Adolf Schmitt Art.
Kaspar Kreutz (Freiw.) 69er verwundet
Hans Schwickerath (Freiw.) Garde Gen.
Heinrich Sinnen 3/161 Ers. B. verwundet
Nikolaus Sinnen
Wilhelm Hillesheim Ers. Res. Pionier
Robert Schwickerath 25. Inf. Reg. ausgerückt Februar
Johann Müller 237er ausgerückt Januar

Folgende Reservisten u. Landwehrmänner wurden eingezogen:

Peter Krämer Anstreicher Inf. Reg. 69
Johann Kronibus, Schreiner Matrose Wörth Skagerrak
Wilhelm Junk Murim Art. Helgoland
Matthias Zinnen Luftschifferabt.
Robert Weber 69
Matthias Weber, Lehrer in Cöln Reservereg. N.65 Erhielt das Eiserne Kreuz
Johann Rodemers, Geselle bei Willems Masch. Gar. 161 Das sein Vater von 1870/71 bef.
Nikolaus Brantzen, Bäcker
Josef Brantzen, Bäcker
Theodor Hoff Nr. 69 † starb den Heldentod bei Sedan am 25.8.1914
Matthias Mohr Nr. 69 † starb den Heldentod bei Sedan am 25.8.1914
Jakob Kometz, Steinhauer
Johann Stadtfeld Train.
Hugo Quirin Garde-Train
Johann Bläser 44 Trierisch. Feld. Art. Trier
Fritz Daufenbach
Johann Daufenbach
Theodor Schulte, Viezewachtmstr. Fr. Feld. Nr. 69 † starb den Heldentod am 4.4.15
Adolf Fränkel Landw. Inf. Reg. 69 bekam das Eiserne Kreuz
Nikolaus Kuhn 44 Trierisch. Feld. Art. Trier
Julius Breitkopf Train.
Peter Schäfer Reserv. leicht verwundet
Hubert Zimmer Landw. Nr. 98
Thomas Zahnen verwundet
Nikolaus Jovy später eingezogen verwundet
Peter Schmitt Masch. Fus.
Franz Schmitt
Adam Weins verwundet
Nikolaus Atzorn Feldart. Reg. Nr. 44 Trier
Theodor Wallersheim schwer verwundet bei Brity, gestorben in Metz 9.9.1914
Wilhelm Witt III. Bat. Landw. Inf. Reg. Nr. 73

Außerdem sind eine Anzahl Kyllburger zum Landsturmbataillon eingezogen.

Karl Friderichs, Sohn des Hr. C. Friderichs, Ingeneur, kam eben von Süd-Amerika zurück, wo er 2 ½ Jahre im Auftrage der „Erkelenser Bohrgesellschaft“ tätig war, um seine 1. Offiziersübung abzuleisten, als der Krieg ausbrach. Er erhielt das Eiserne Kreuz als Leutnant und Kompanieführer (!!!) im 1. bayer. Pionierbat. 1. Komp.

Ferner erhielt er die bayr. Tapferkeitsmedaille mit Schwertern.

Karl Wetterau, Viezefeldw. d.R. Sohn des Gendarmerie Wachtmeisters von hier, Gerichtssekretär in Daun war anfänglich beim Landsturm in Hillesheim und meldete sich freiwillig in die Front. Er starb den Heldentod am 19.1.15 bei Meitelhausen, nachdem er erst 10 Tage an der Front war.

Schon am 1. Mobilmachungstag war von 40 Zimmerleuten aus Saarbrücken eine Ausladerampe oberhalb und unterhalb des Güterschuppens gebaut worden. Am 4. Aug. kam 1 Komp. hessische Pioniere (Pion. Bat. Nr. 11) nach hier, um Ausladegelegenheit zu schaffen. Diese rasierten auch die Bäume über den Tunneleingängen. Auf dem Bahnhof im Hôtel Binz wurde eine Bahnhofs-Kommandatur eingerichtet. (1 sächs. Major, 1 sächs. Oberleutnant, ein Vizefeldw.) Bald wurde es uns auch klar, weshalb schon einigemal der sächs. Generalstab in Kyllburg weilte und übte: Die 2 sächs. Armeekorps, das XII. un das XIX. wurden in Erdorf, Kyllburg und Densborn ausgeladen, und marschierten zur Aufstellung von hier aus an die belgische Grenze. War das ein Leben!

Außer den Sachsen kamen durch Kyllburg Teile des Garde-Corps (Gardedragoner, Gardeulanen, Gardekürassiere, auch die Leibeskadron der Garde du Korps) Alle Truppen trugen das neue „Feldgrau“, sodaß es schwer war, die einzelnen Klassen zu unterscheiden. Es war eine Welt von Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Train, Pionieren, dann die Munitions- u. Proviantkolonnen, die Feldküchen, Feldtelegraphen, Sanitätsabteilungen, Bagagekolonnen, Gaskolonnen, Scheinwerferzüge, Funker, besonders aber auch sehr viele Maschinengewehr-Abteilungen. Kurz: Ein endloser Zug von „Mann und Roß und Wagen“. Alle Truppen voll Mut und Kraft, voll Siegeszuversicht und voll Vertrauen. (Alle schworen darauf, daß Graf Häseler sie führen werde und da schien ihnen der Sieg mehr wie gewiß, habe doch Häseler ihnen gesagt, in 14 Tagen wolle er in Paris frühstücken!)

Viele Tage 4.-15. Aug. dauerte der Durchmarsch durch Kyllburg. Man meinte, die Soldaten nähmen kein Ende und doch waren diese Truppen nur ein kleiner Teil der riesigen deutschen Streitkräfte. Selbstredend hatten wir in Kyllburg auch andauernd Einquartierung. Die Schule war bis unters Dach mit Stroh belegt und gewährte öfters 500 Mann Unterkommen. In den Burgställen standen ca. 40 Pferde. Ja, der Kreuzgang der Stiftskirche war sogar als Pferdestall eingerichtet und war andauernd mit 70 Pferden belegt. Sie gemütlichen Sachsen befanden sich recht wohl bei uns. Anfangs freilich waren sie etwas scheu und mißtrauend. Nach einer 48 stündigen Bahnfahrt ins Ungewisse (weder Offiziere noch Mannschaften waren über Marschroute, Marschziel etc. unterrichtet) wurden sie vielfach in der Nacht ausgeladen und waren vollständig im Unklaren, wo sie sich befanden. Sie meisten glaubten, sie befänden sich in dem franzosenfreundl. Lothringen, andere glaubten, sie seien im Luxemburgischen und wieder andere glaubten, sie seien schon im Belgischen. Es hat mir oft viele Mühe gemacht, die 100er 101er (Garde-Sachsen) 104er 106er 112er Schützen 148 zu überzeugen, daß Kyllburg durch und durch deutsch sei. Erst allmählich wurden sie Sachsen zutraulich und schließlich fühlten sie sich wie zu Hause. Es waren wirklich durchweg anständige, gebildete und liebenswürdige Jungs. Unsere herzlichsten Wünsche begleiteten sie beim Abmarsch und sie werden wohl noch oft an die gastfreundl. Kyllburger denken! Bei den Sachsen befanden sich auch 2 Sohne des sächs. Königs: der Kronprinz und Prinz Heinrich. Ebenso befand sich bei ihnen als Feldprediger Prinz Max v. Sachsen, Prof. theol am Priesterseminar in Cöln. Leider ereignete sich auch ein Unglück bei den Sachsen. Ein Landwehrmann der Maschinengewehrabt. des Inf. Reg. Nr. 106 wurde auf dem Marktplatze von seinem Nebenmann durch Unvorsichtigkeit in den Kopf geschossen. Er starb einige Tage später im Kloster und wurde fern der Heimat, auf dem Friedhof der Protestanten hierselbst begraben. Ein Feldprediger und der dienstfreie Teil der Landsturmkomp. II. gaben dem Toten das letzte Geleit.

Durch die große Hitze wurde mancher Soldat schlapp, andere wurden, besonders durch die neuen Stiefel, fußkrank. Auch einige Fälle von Sonnenstich kamen vor. Die Kranken fanden Aufnahme und gute Pflege im Kloster auf dem Stift. Dort erholten sich beinahe alle und reisten ihrem Truppenteil nach.

Am 16. August waren die Truppendurchzüge beendet und Kyllburg wurde leer. Nur unsere Landsturmkompanie erinnerte noch an den Krieg. Auch die Eifelbahn ruhte sich von den ungeheuren Leistungen aus. Täglich verkehrten nur 3 gem. Züge (Personen- und Güterwagen) nach Cöln und 3 nach Trier. Nur dann und wann kommt noch ein Militärzug oder ein Zug mit Kriegsbedarf. Auch 2 Züge mit den gewaltigen und jetzt schon weltberühmten 42cm-Geschützen passierten Kyllburg. Sonst Ruhe u. Stille in Kyllb. wie man sie sonst im August nicht hier kennt – sonst Hoch-Saison und jetzt nicht ein einziger Kurgast. Alles leer und öde. Kein Auto, kein Wagen! Selbst die Autobusse nach Vianden u. Wittlich verkehren nicht mehr, sie sind zu Militäautos requiriert, auch die meisten Wagen und Pferde sind fort. Ein Glück, daß ein außerordentlich schönes Wetter die Erntearbeiten begünstigt, sodaß die gute Ernte trotz des mangelnden Fuhrwerks und der wenigen Arbeitskräfte gut einkommt.

Kyllburg zeigt das Bild einer ganz kleinen Garnison: Wagen ziehen auf, Abteilungen exerzieren auf dem Marktplatz. Felddienst wird geübt. Andere Abteilungen halten auf dem erweiterten Scheibenstand des Kriegervereins Scharfschießen ab. ¼ 10 des Abends bläst der Hornist „Locken“ und punkt 10 Uhr den „Zapfenstreich“. Auch ein Arrest fehlt nicht. Es ist in dem alten Schulgebäude neu hergestellt und ist selten ohne Insassen. Leider hat die Komp. auch Verluste. Im Mettericher Tunnel wurde ein „Landstürmer“ überfahren, sodaß der Tod eintrat.

Am 29. Aug. wird Hauptm. Weis zu einem Reserveregiment nach Trier versetzt. 29.8.1914. Sein Nachfolger wird Oberleutnant Bendermacher (Königl. Notar und Justizrat in Wittlich).

Tagtäglich kommen Siegesnachrichten. Märchenhaft sind die Erfolge unserer braven Truppen in Belgien und Nordfrankreich. Heute am 7.9.1914 stehen schon Abteilungen unserer siegreichen Armee vor dem äußeren Festungsgürtel von Paris. Der Präsident und seine regierung sind aus Paris geflüchtet. Die ganze Welt sieht in Erwartung des deutschen Angriffs auf die Hauptstadt unseres gefährlichsten Feindes.

Ebenso siegreich sind unsere Truppen auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Bei Tannenberg vernichtet Generaloberst v. Hindenburg eine russische Armee und macht über 90000 Gefangene.

Solche Siege kosten natürlich auch große Opfer. Die Städte füllen sich mit Verwundeten. Auch Kyllburg bereitet sich vor, Verwundete aufzunehmen. Zunächst wird von der Verwaltung unser Krankenhaus, das bisher schon ca. 180 Kranke und Verwundete gepflegt hatte, als Etappen-Lazarett bestimmt und eingerichtet. Ferner wird auch das Malberger Schloß als Lazarett hergerichtet. Unser Krankenhaus hat ___ Betten, das Malberger Schloß deren ___. Außerdem haben sich auch unsere 3 größten Gasthäuser als Lazarette zur Verfügung gestellt. Die bisher im Klösterchen aufgenommenen Soldaten waren auf dem Marsche erkrankt oder verunglückt. Auch kamen einige Verwundete aus der Umgegend, welche in die Heimat zur Pflege beurlaubt waren dorthin, aber Verwundetentransporte aus dem Felde sind bis heute (7.9.14) noch nicht eingetroffen, werden aber jeden Tag erwartet.

7.9.1914. Heute trafen eine große Zahl von Autos mit hohen Offizieren in Kyllburg ein. Gegen Abend kamen große Lastautos mit Bedeckungsmannschaften, dann große Kraftwagen der Funker und der Feldtelegraphen. Unter den Offizieren sah man einige mit dem „Eisernen Kreuz 1914“ geschmückt.

Gegen Abend lüftete man das Geheimnis dieses unerwarteten Besuches. Es war das Ober-Generalkommando des Siegers von Mühlhausen. Sr. Exz. Generaloberst v. Heeringen (des früheren Kriegsministers) befand sich mit seinem Stabe auf dem Marsch nach Belgien und nahm eine Nacht Quartier in Kyllburg. Als Sr. Exz. den Wintergarten des Eiflerhofes betrat, überreichte Frl. Trudi Balduwein dem hohen Herrn einen Rosenstrauß mit den Worten: „Dem ruhmvollen Sieger diese Rosen!“ Der hohe Herr war freudig überrascht und dankte mit den Worten: „Na nu! Das freut mich! Der erste Gruß in Deutschland, besten Dank!“

Am Dienstag Morgen fuhren die Herren weiter. Während der ganzen Nacht fuhr Zug an Zug mit Soldaten nach Norden. Es handelte sich um die Armee Heeringen, die ihre sehr blutige Arbeit im Ober-Elsaß siegreich zu Ende geführt hat und sich nun auf den belgischen Kriegsschauplatz begibt.

8.9.1914. Von heute an wurden morgens gegen 9 Uhr und nachmittags gegen 6 Uhr die neusten Kriegsdepeschen ausgehangen. Die Übermittlung der Nachrichten an die Postämter geschieht durch sogenannte Kreisdepeschen vom Generalquartiermeister Hermann v. Stein an sämtliche Postämter Deutschlands, die dann sofort den Wortlaut der Depeschen aufschrieben und aushängten. Da die einzelnen Oberkommandos direkt an Hr. v. Stein berichten, ist die Bevölkerung Deutschlands sehr rasch im Besitz der neuesten Ereignisse. Viel rascher als die Zeitungen die Nachrichten bringen können.

Schon die 1. Kreisdepesche wurde mit Jubel aufgenommen. Der Inhalt dieser Depesche war schon nachts an das zu zufällig in Kyllburg weilende Oberkommando des Generalobersten von Heeringen gelangt. Sr. Exz. befahl, gleich morgens den Bewohnern Kyllburgs bekannt zugeben:

„Festung Maubeuge gefallen! 40000 Gefangene, darunter 4 Generale und 400 Geschütze.“

Mittags ½ 6 Uhr wurde das Kreistelegramm angeschlagen:
„Maubeuge hat gestern kapituliert. 40000 Kriegsgefangene, darunter 4 Generäle und 400 Geschütze und noch mehr Kriegsmaterial ist in unsere Hände gefallen.
Generalquartiermeister v. Stein.“

10.9.1914. 2. Kreistelegramm 6 Uhr nachmittags:

Deutsche Heeresteile wehrten östlich von Paris Angriffe feindlicher (Heeresmacht) Überlegenheit siegreich ab.

Große Kämpfe im Osten.

Die Kämpfe in den Vogesen dauern fort, aber siegreich. Neue Kämpfe stehen bevor.

11.9.1914. 3. Kreistelegramm 1 Uhr mittags:

Deutscher Kronprinz hat befestigte Stellung südwestlich von Verdun eingenommen. Angriff auf Sperrforts südlich von Verdun im Gange.

General v. Hindenburg schlug linken Flügel Russischer Armee. Feind in vollem Rückzug, wird gegen d. Niemen verfolgt.

11.9.1914. Die Opferfreudigkeit der Kyllburger Bürger hat sich seit der Mobilmachung glänzend bewiesen. Die Leute gaben, was sie konnten und manche vielleicht noch mehr (Eine einzige Sammlung für das rote Kreuz ergab in Kyllburg 900 M!) Da aber stets von verschiedenen Seiten gesammelt wurde, fehlte ein Überblick über die Verwendung der Geld- und Liebesgaben; es wurde an manchen Stellen mehr gegeben, als gerade nötig war und an anderen Stellen fehlte alles. Das soll jetzt anders werden. Auf Antrag des Hr. Bürgermeisters Dietz wurde in der heutigen Sitzung des Verschönerungsvereins ein Comité gewählt, das sie Sammlungen und die Verteilungen der Liebesgaben übernimmt. In das Komité wurden gewählt: Hr. Bürgermeister Dietz, Zahlmeister a.D. Hill und Hauptlehrer Gueth. Der Verschönerungsverein überwies dem Comité 200 M.

In der vergangenen Woche (7.-14. Sept.) hat unsere Eifelbahn wieder eine gewaltige Arbeit geleistet. 7 Tage lang folgte Zug auf Zug mit halber Stationsdistanz: Ein Teil der Armee „v. Heeringen“ wurde durch die Eifel nach Belgien befördert. Ein 2. Teil fuhr die Richtung Trier-Coblenz-Remagen oder Bonn-Euskirchen, ein 3. Teil: Metz- Diedenhofen-Luxemburg-namur-Brüssel.

Von Cöln her kam Zug an Zug Ersatzmannschaften.

12.9.1914. 4. Kreistelegramm:

Die Zahl der in Deutschland eingebrachten Gefangenen beträgt 222000 Mann, weitere Gefangenentransporte sind unterwegs.

13.9.1914. 5. Kreistelegramm:

Die Russen in Ost-Preußen völlig geschlagen. Rückzug Flucht geworden. Verfolgende Armee Hindenburg bereits die Grenze überschritten. bis jetzt 10000 Gefangene und 80 Geschütze erbeutet. Kriegsbeute steigert sich fortwährend.

14.9.1914, 12 Uhr vormittags. 6. Kreistelegramm:

Auf westlichem Kriegsschauplatz neue Schlacht, die günstig steht.

Vor Antwerpen Ausfall dreier belgischer Divisionen zurück geschlagen.

In Ost-Preußen geschlagene Russen fliehen in voller Auflösung. Sie verloren bisher 150 Geschütze und über 20000 Gefangene.

15.9.1914. 7 Kreistelegramm:

Im Westen rechter Heeresflügel im Kampf. Französischer Durchbruchsversuch siegreich zurückgeschlagen. Sonst noch nirgendwo Entscheidung.

Vernichtung russischer Armee durch Hindenburg schreitet fort. Deutsche Verluste verhältnismäßig gering.

Gouvernement Suwalki deutscher Verwaltung unterstellt.

– u.s.w. u.s.w. –

Liebesdienst. Um die hier durchfahrenden Truppen und besonders die Verwundeten zu erfrischen und zu stärken, wurde unter der Leitung des Hr. Bürgermeister Dietz und des Hptl. Gueth auf dem hiesigen Bahnhof ein Liebesdienst eingerichtet. 24 Dmaen sind in Gruppen zu 6 Tag und Nacht bereit, Kaffee, Kakao, Fleischbrühe, Milch, butterbrote, Brötchen, Waffeln – aber auch Cigarren, Cigaretten, Tabak, Ansichts- und Feldpostkarten zu verabreichen. Wie gut und auch nötig ein solcher Dienst ist, zeigen die massenhaft eingesanden Dankkarten aus dem Felde und aus Lazaretten. Alle umliegenden Ortschaften wetteifern in der Herbeischaffung von Liebesgaben. (Später kommt hierunter eine Aufstellung welche Megen Liebesgaben auf dem hiesigen Bahnhof verabreicht wurden!)

In den Schulen arbeiten die Mädchen mit großem Eifer an der Herstellung von Strümpfen, Ohren-, Kopf-, Knie-, Pulswärmern. Hemden werden repariert und neu angefertigt, des gleichen Unterhosen.

Auch werden als sehr willkommene Liebesgaben Tabakbeutel sehr niedlich gearbeitet und mit Tabak gefüllt. Dazu kommt eine hübsche kurze Holzpfeife, zusammen ein sehr begehrter Artikel.

Landsturmkompagnie. Schon wiederholt wurden Leute aus der hiesigen Landsturmkompagie ausgemustert und wurden Ersatzbataillonen zugeteilt und kamen dann an die Front. Einer von ihnen, ein Binsfelder, ist schon gefallen, mehrere sind verwundet worden.

Auch Kyllburger Bürger, die anfangs hier im Landsturmbataillon dienten, sind im Ersatzbataillone gekommen. Einer von ihnen, Nikolaus Jovy, wurde in Russland verwundet.

Verwundete Kyllburger Weihnachten 1914. Mehrere Kyllburger Jungen, die verwundet wurden, konnten ihre Wiederherstellung im Lazarett Malberger-Burg abwarten. Dort waren

Matthias Sinnen, Inhaber des Eisernen Kreuzes (Armschuß)

Johann Sinnen (Halsschuß)

Matthias Müller (Schuß durch den Knöchel)

Louis Fränkel, Willy Balduwein (Quetschung durch Granatschuß u. Herz Affektion)

Nikolaus Atzorn (Herzkrank durch Überanstrengung)

Die meisten sind jetzt wieder hergestellt und entweder bei der Truppe oder im Garnisonsdienst.

Im Malberger Lazarett ist die Zahl der Kranken von ca. 90 auf 47 heruntergegangen.

10.1.1915 Wirtschaftsleben. Die Folgen des Krieges auf das wirtschaftliche Leben werden allmählich immer fühlbarer. Um den ruchlosen Plan der Engländer, uns auszuhungern, durchaus zu nichte zu machen, sind eine Menge Verordnungen ergangen. Zunächst muß mit dem Brotgetreide sehr hausgehaltet werden. Pures Weizenmehl darf nicht verbacken werden. Das Getreide muß bis zur außersten Grenze ausgemahlen werden. Roggenmehl muß beim Verbacken einen Zusatz von mindestens 5% Kartoffelmehl erhalten. Erwünscht ist, daß alles Brot bis 20% Kartoffelzusatz erhält (Zerquetschte Kartoffeln, Kartoffelflocken, Kartoffelmehl). Solches Brot muß der Bäcker mit einem K versehen; es ist Kriegsbrot. Auch der Kaiser ißt nur mehr Kriegsbrot.

15.1.1915 Lebensmittel. Da noch viel Vieh vorhanden ist, dabei das Futter teuer und dann und wann knapp wird , halten sich die Fleischpreise au normaler Höhe.

  • Rindfleisch 0,80 – 0,90 M
  • Kalbfleisch 0,80 M
  • Schweinefleisch 0,90 M
  • Speck 1,20 M
  • Schmalz 1,20 M
  • Die Butter, die auf 1,40 M gestiegen war (amtlicher Höchstpreis 1,20 M) ist jetzt für 1,10 M erhältlich.
  • Vollmilch 0,20 M
  • Kartoffeln 3,50 M (Höchstpreis amtlich 3,50 M für die besten Sorten)

Alle diese notwendigsten Lebensmittel sind gottlob in genügenden Mengen vorhanden. Es muß aber hausgehaltet werden!!!

Manche Lebensmittel sind stark im Preise gestiegen, ganz besonders die Hülsenfrüchte. Es kostet

  • 1 Pfd Salz 10 Pfg (anfangs 20, 30, ja 35 Pfg)
  • 1 Pfd Seife (Kernseife) 50 Pfg früher 35 Pfg
  • 1 Pfd Erbsen 60 Pfg früher 18-15 Pfg
  • 1 Pfd Linsen 60 Pfg früher 18-15 Pfg
  • 1 Pfd Bohnen 60 Pfg früher 18-15 Pfg
  • 1 Pfd Reis 35 Pfg früher 20 Pfg
  • 1 Liter Brennöl 1,60 M früher 0,90 – 1,00 M

Die größte Kalamität besteht in dem Mangel an Petroleum. Dieses ist kaum zu haben. 25 Pfg werden gern bezahlt, aber es ist keines, oder nur sehr wenig zu haben. In Kyllburg ist das nicht so schlimm, weil elektrisches Licht vorhanden ist und in aller Eile werden viele Hausanschlüsse gemacht, aber auf den umliegenden Dörfern herrscht abends Finsternis. Vielfach kommen die Öllampen aus Großvaters Zeiten wieder zu Ehren.

25.1.1915 Beschlagnahme des Brotgetreides. Fleischversorgung. Da sich herausstellte, daß trotz aller Ermahnungen immer noch Brotgetreide verfüttert wird, beschloß der Bundesrat in einer Sitzung vom 25.1.15 alles Brotgetreide vom 1. Februar 1915 ab zu beschlagnahmen. Vom 1. Febr. ab ist alles Getreide über 1 Ztr. in allen Betrieben Eigentum des Staates. Die Ausgabe von Mehl und Brotgetreide erfolgt vom 1. Febr. ab nur mehr durch die Behörden.

Ferner beschloß der Bundesrat, daß alle Gemeinden über 5000 Seelen gesetzlich verpflichtet sind, die Fleischversorgung ihrer Bürger dadurch sicherzustellen, daß sie sofort Dauerfleisch und Dauerwurst in genügender Menge anschafften und aufbewahrten. Allen Bürgern wird dringend angeraten, sich Fleischvorräte einzulegen.

Dies sind alles Maßnahmen, um die perfide, völkerrechtswidrige Absicht der Engländer, Deutschland auszuhunger zu vereiteln.

27.1.1915 Kaisergeburtstag im Kriege. Noch nie in mehr als einem Vierteljahrhundert der Regierung unseres Kaisers ist sein Geburtstag in eine so ernste Zeit gefallen wie heuer.

Diesem Umstand hat der Kaiser Rechnung getragen, wie die Kundmachung zeigt, die er unterm 13. Januar aus dem Großen Hauptquartier erlassen hat. Er weist darin auf deine Anordnung hin, daß von den sonst üblichen festlichen Veranstaltungen abgesehen werde, und spricht die Bitte aus, im Interesse des telegraphischen und postalischen Dienstverkehrs in Felde auch von einem besonderen Ausdruck von Glück- und Segenswünschen abzusehen. Mit diesem Erlaß hat der Kaiser seinem Volke aus der Seele gesprochen, wenn er sagt, es bedürfe eines Bedürfe eines besonderen Ausdrucks von Glück- und Segenswünschen ihm gegenüber nicht. Das Bewußtsein, daß „ein starkes Band der Liebe und des Vertrauens ihn und das deutsche Volk in kraftvoller Einmütigkeit umschlingt,“ ist voller Ersatz für Telegramme, Schreiben und festliche Veranstaltungen.

Jetzt ist nicht Zeit für Feste und Förmlichkeiten, heuer heißt die Losung: Vaterländische Tat!

Da Sr. Majestät den Wunsch ausgesprochen, weniger zu feiern als an seinem Geburtstag zu beten, beschränkte man in Kyllburg die Kaisersgeburtstagsfeier auf den Festgottesdienst und die Schulfeier. An dem Festgottesdienst nahmen außer den Schulen, der Kriegerverein und die II. Landsturmkomp. Kyllburg teil.

Nach dem Gottesdienst hielt der Kompagnieführer an die Kompagnie und den Kriegerverein auf dem Schulhofe eine eindrucksvolle Ansprache, die mit einem 3fachen Hurra auf den obersten Kriegsherrn endigte. Darauf folgte die Schulfeier die der Zeit entsprechend, ein einem einfacheren Rahmen als sonst in der Schule selbst gehalten wurde, doch durch die Weihe der großen Ereignisse der Jetztzeit einen stimmungsvollen Eindruck machte. Die Ansprache des Hauptlehrers Gueth zeichnete den religiösen Kaiser, der neben der Land- und Seemacht als 3. Macht seinen und seines Volkes Gottesglauben ins Feld führt und deshalb siegesfroh und siegessicher ist.

Als Gäste waren viele Bürger erschienen, sowie auch Angehörige der Landsturmkompagnie, darunter Hr. Hauptmann d.L. Reiners.

20.2.1915 Brotkarten. Heute treten die Brotkarten in Tätigkeit. Vom 20. Febr. 1915 ab erhält jeder Kopf der Bevölkerung täglich 250g Mehl oder das dem entsprechende Brotquantum. Mehr darf von keinem Händler und Bäcker verabfolgt werden. Zur Controlle sind von der Bürgermeisterei Brotkarten ausgegeben , von denen eine hier beigeklebt ist.

Nach Gemeinderatsbeschluß muß das Brot 16% Kartoffelprodukte enthalten.

Im Kreise Bitburg 40000 Ztr. Brotgetreide an andere Bezirke abzugeben!!! Die amtliche Aufnahme der Getreidebestände im Kreise Bitburg ergab, daß der Kreis ca. 40000 Ztr. Brotgetreide abgeben kann.

Herr Lehrer Peter Moll wurde am 1.3.15 als Schreiber auf das Bezirkskommando Trier II. einberufen. Die 4 Klassen der hiesigen Schule werden von den 3 anderen Lehrpersonen verwaltet.

7.3.1915 Kriegslazarett Kyllburg. Nachdem unser Krankenhaus schon viele kranke und verwundete Soldaten vorübergehend aufnahm und verpflegte, ist es von heute ab als Kriegslazarett zu bezeichnen; denn es wurde heute belegt von zika 60 Verwundeten die direkt vom Schlachtfelde aus hierher überwiesen wurden. Die Krieger kommen teils aus der Champagne, wo die Franzosen seit über 8 Tagen mit großer Macht durchzubrechen suchen (Perthes, Souain, Tahure), teils aus dem Argonnerwalde. Etwa 40 der braven Soldaten konnten den Weg vom Bahnhof zum Stift zu Fuß zurücklegen, die anderen mußten gefahren werden. Alle zeigten die Spuren des Kampfes. Die Uniformen waren kaum zu erkennen. Doch waren die Braven vergnügt und frohen Mutes. An guter Pflege und dankbarer Aufnahme wird es unseren Verwundeten nicht fehlen!

12.3.1915 Kriegsprüfung. Damit die großen Jungen bei dem herrschenden Mangel an Arbeitskräften tüchtig bei den Frühjahrsarbeiten helfen könnten, hatte die Königl. Regierung verfügt, daß die Schulentlassungsprüfungen so frühzeitig erfolgen könnten, daß die Entlassung am 1. März geschehen könne. Unsere Entlassungsprüfung fand am 12. März statt. Im Anschluß daran wurden ca. 30 Knaben und Mädchen sofort entlassen. Im Notfalle kann auch der darauf folgende Jahrgang bis zum Beginn des Sommerhalbjahres beurlaubt werden. Von einer allgemeinen Beurlaubung dieses Jahrgangs hat man hier abgesehen.

Landsturmkompagnie. Nachdem eine Zeitlang Herr Oberleutnant Bruns (Notar in Simmern) die Kompagnie geführt hatte als Nachfolger des Herrn Hauptmanns Reiners, der wegen Krankheit ausschied, wurde er nach Gerolstein ans Rekrutendepot versetzt. Sein Nachfolger wurde Oberleutnant Speicher, Bürgermeister a.D. (Trier).

Heldentod. Bei Viéville im Bois du Four (Französisch Lothringen) fiel im Alter von 33 Jahren Herr Kaufmann Theodor Schulte, Sohn des Wilhelm Schulte von hier, in der Osternacht am 7.4.1915. Mit ihm ist einer der beliebtesten Bürger Kyllburgs fürs Vaterland gestorben. Auf den ihm schon erteilten Osterurlaub verzichtete er zugunsten eines Kameraden. Zudem löste er freiwillig einen Kameraden auf dem sehr gefährlichen Beobachtungsposten ab, weil dieser, ein Offizier, sich unpäßlich fühlte. Kaum hatte „der gute Kamerad“ die Stelle des Offiziers eingenommen, da traf ihn das tödliche Geschoß. er war sofort tot. die ganze Batterie beweinte den sehr beliebten Kameraden. Die Beerdigung fand unter großer Teilnahme in Kyllburg statt, wobei die hiesige Landsturmkompagnie die Leichengarde stellte.

Auch ein Opfer des Krieges. Am 10. Juli morgens 5 ¼ Uhr, starb in Coblenz am Herzschlage Herr Bäckermeister Peter Wallenborn von hier. Er war seit 3 Wochen Rekrut beim Inf. Rekrutendepot und ist den ungewohnten Anstrengungen des Heeresdienstes erlegen. Die Beerdigung fand unter sehr großer Beteiligung hierselbst statt. Die Leichenparade stellte die hiesige Landstumkompagnie. Die Verwundeten des hiesigen Lazaretts sangen dem toten Kameraden am offenen Grabe ein Abschiedslied. R.I.P.

20.7.1915 Kyllburger Landsturmkompagnie VIII. 27. Die Landsturmbataillone sind neu formiert worden. Das VIII. Armeekorps erhielt 42 Landsturmkompagnien. die Kyllburger Kompagnie erhielt den Namen: VIII. Armeekorps 27. Landsturmkompagnie. Litewka fiel der rote Spiegel fort und an die Stelle kam das Zeichen VIII/27.

Der bisherige Kompagnieführer, Oberleutnat d.L. Speicher wurde Adjutant der Bataillon in Gerolstein. Kompagnieführer in Kyllburg wurde Oberleutnant d.L. Reuland im Zivilberuf Apotheker, früher bei der aufgelösten Landsturmkompagnie Hillesheim.

5.8.1915 Der Fall Warschaus. Gegen Abend wurde der Fall Warschaus bekannt. Feierliches Glockengeläute schallte vom Stiftsberge. Eine freudig erregte Stimmung ergriff alle und überall ertönten patriotische Lieder.

Steigerung der Lebensmittelpreise. Die Preise für Lebensmittel werden immer höher.

  • Alte Kartoffeln kosten 5 M, neue 10 M pro Ztr.
  • Rindfleisch 1,10 M
  • Schweinefleisch 1,50 M
  • Speck 1,70 M
  • Dauerwurst 2,00 M
  • Salatöl 2,80 M
  • Beschlagnahmfreies Weizenmehl 0,70 M pro Pfd.
  • Heidkornmehl 0,50 M
  • Ein 4pfündiges Brot Kothl 0,80 M
  • Altes Heu pro Ztr. 7,00 M, neues 6,00 M

Es sind aber ausreichend Lebensmittel vorhanden, sodaß der Aushungerungsplan der Engländer zunichte wurde.

Heuernte. Wegen der Anhaltenden Trockenheit war die Heuernte eine mittelmäßige. Die Qualität ist aber vorzüglich.

Vollständige Liste der Kyllburger Kriegsteilnehmer

http://wiki.schmino.de/Erster_Weltkrieg

18.8.1915 Kowno. Feierliches Glockengeläute 18.8.1915 der 3 Kirchen verkündete gegen 1 Uhr Mittags den Einwohnern Kyllburgs den Fall der starken Festung Kowno.

19.8.1915 Nowogeorginosk. Am 20. August 9 1/2 morgens läuteten wieder die Siegesglocken. Die starke Russenfestung Novogeorginosk war am Abend des 19. August gefallen. General v. Beseler, der Bezwinger Antwerpens, nahm mit stürmender Hand den letzten, außerordentlich starken Stützpunkt des russ. Polentums. Über 85 000 Mann, 6 Generale wurden gefangen, über 700 Geschütze erbeutet, dazu ungeheures Kriegsmaterial. — Von 10 Uhr ab war schulfrei!

20.8.1915 Brest-Litowsk. Noch flatterten von manchen Häusern die Siegesfahnen von Nowogeorginosk, als feierliches Glockengeläute den erstaunlich raschen Fall von Brest-Litowsk verkündete. Ein Jubelsturm brauste durch alle deutschen Gaue wie damals Em. Geibel sang:

„Nun laßt die Glocken von Turm zu Turm,
Durchs Land frohlocken im Jubelsturm. –
Der Herr hat Großes an uns getan!
Ehre sei Gott in der Höh.“

Am Samstag, den 23. 8. war wegen der Siegesfeier schulfrei.

15.9.1915 Lebensmittelpreise. Während vom heutigen tage an die tägliche Broration von 250g auf 315g erhöht ist, steigen die Preise für Lebens- und Bedarfsmittel noch täglich.

  • Brot kostet pro Pfd 20 Pfg
  • Weißmehl 23 Pfg
  • rindfleisch 0,90 M
  • Kalbfleisch 0,80 M
  • Schweinefleisch 1,50 M (kaum zu erhalten)
  • Speck 2,00 M
  • Schinken 2,00 M
  • Schmalz 1,50 M
  • Butter 1,50 M
  • Eier dtzd. 1,60 M
  • Margarine 1,20 M
  • Fleischwurst 1,20 M
  • Leberwurst (bessere) 1,20 M
  • Mettwurst 1,20 M
  • Gewöhnliche Wurst 0,60 M
  • Dauerwurst 2,50 M
  • Reis 0,80 M
  • Erbsen 0,60 M (Linsen sind nicht zu haben!)
  • Hering 0,10 M
  • Zucker 32-35 Pfg
  • Öl 2,80-3,00 M
  • Petroleum 32 Pfg Höchstpreis, es werden aber nur sehr geringe Mengen ausgegeben (ca. 14 Tg. 1 ltr!)
  • Seife 80 Pfg
  • Schmierseife 60 Pfg
  • 1 Kerze 18-20 Pfg
  • Salz 11 Pfg
  • Essig 30 Pfg

Getränke. Vom Samstag Abend 6 Uhr bis Montag Morgen 11 Uhr darf kein Branntwein verkauft werden. Das Bier kostet gegen früher 35 Pfg der Liter.

Kriegsernte 1915. Die Ernte ist durchweg befriedigend. Durch die lange Trockenheit in Juni und Juli ist das Stroh ziemlich kurz, der Körnerertrag bei Roggen ist befriedigend, bei Weizen gut, bei Spelz befriedigend, ebenso beim Hafer. Die geringe Quantität des Heus ist wett gemacht durch sehr gute Qualität und durch eine gute Grummeternte. Auch die Kartoffelernte ist gut bis sehr gut. Das Gemüse entwickelt sich bei günstiger Witterung gut und verspricht eine gute Ernte.

Gott sei Dank! haben wir auch eine gute Obsternte: Apfel sehr gut; Birnen gut; Walnuß gut, Zwetschgen befriedigend.

Mit dem Aushungerungsplan der Engländer ist es also auch nichts!!! Wir halten durch!

Lebensmittelpreise im Oktober. Noch immer steigen die Lebensmittelpreise.

  • Butter kostet 2,20 M pro Pfd!
  • Eier 1,80 das Dutzend
  • Schmalz 2,10 M
  • Fett 2,00 M à Pfd
  • Fleischwurst 1,50 M
  • Schweinefleisch 2,00 M
  • Kartoffel 2,00 M (festgesetzter Höchstpreis)
  • Tafeläpfel 8-12 M
  • Viezäpfel 3,00-3,50 M à Ztr.

30.10.1915 Höchstpreise. Um der großen Lebensmittelteuerung Einhalt zu tun, wurden im Bundesrat wichtige Beratungen abgehalten. Der Erfolg zeigte sich alsbald in der Festsetzung von Höchstpreisen für die wichtigsten Lebensmittel.

Von heute ab gelten für den Kreis Bitburg folgende Höchstpreise:

  • Landbutter 1,70 M pro Pfd.
  • Molkereibutter 2,00 M
  • Kartoffeln 3,05 M
  • frei in den Keller 3,20 M

Weitere Festsetzungen werden bald folgen!

Höchstpreise im März 1916. Die Lebensmittel werden immer teurer und seltener.

Im März kostete:

  • Butter keine für den Höchstpreis von 1,70 M zu haben
  • Milch 24 Pfg das Lt.
  • Rindfleisch 1,80 M
  • Schmalz 2,30 M
  • Nierenfett 2,30 M
  • Speck 2,80 M
  • Schinken 3,00 M
  • Schweinefleisch 1,50 M (Höchstpreis)
  • Gewöhnliche Wurst 70 Pfg.
  • Bessere Wurst 1,40 M (es dürfen nur einige Arten Wurst gemacht werden)
  • Dauerwurst 3,00 M
  • Zucker 34 Pfg.
  • Reis 90 Pfg.
  • Kaffee 2,20 M (billigst)
  • Seife das Pfd. 2 M
  • Zwiebeln 25 Pfg.
  • Salz 11 Pfg
  • Erbsen 60 Pfg
  • Baumöl 4,00 M
  • Eier 1,80 M pro Dutzend
  • 1 Ztr. Heu 10 M

4. Kriegsanleihe. Damit die 4. Kriegsanleihe ein eben so großer Finanzsieg ward, wie die seit dem 20. Februar tobende Schlacht bei Verdun schon jetzt ein großer Sieg der deutschen Waffen ist, stellten sich auch die Schulen – mehr noch als bei der 3. Kriegsanleihe – in den Dienst der Guten Sache. Unsere Schule veranstaltete am Mittwoch den 15. März im Gasthof zum Stern eine sehr gut besuchte Versammlung, in welcher der Hptl. Gueth die große Bedeutung einer recht erfolgreichen 4. Kriegsanleihe erläuterte. Hierauf folgte eine eingehende Erklärung der 3 verschiedenen Zeichnungsarten und zum Schluß eine genaue Anweisung, wie man sich auch mit den geringsten Mitteln, schon mit 1 Mk. an der guten Sache beteiligen könne. Der folgende Tag war der Zeichnungstag. Es war schulfrei und von morgens 9 Uhr ab drängten sich die Kleinen und Kleinsten um den Zeichnungstisch im Hotel zum Stern. Manche brachten ihre Sparbüchsen mit, Mütter brachten auf dem Arm die Allerkleinsten, um auch für diese einen kleinen Betrag zu zeichnen. Es war manchmal ein Bild, das an das bekannte Bild „Volksopfer 1813“ erinnerte. So ging es bis abends 9 ½ Uhr. Auch an den folgenden Tagen kamen noch Einzeichner und als am Montag die Liste geschlossen wurde, da hatten 185 Einzeichner 6477,75 M gezeichnet, wahrhaftig für die hiesigen Verhältnisse ein hoher Betrag!

Im ganzen Reiche wurden 1067000000 M gezeichnet – ohne die noch ausstehenden Feldzeichnungen – Ein großer Finanzsieg, der unseren Feinden wieder einmal zeigte, daß Deutschland auch wirtschaftlich unbesiegbar ist. Weil die Schule an dem Gelingen des Finanzsieges großen Anteil hatte, gab der Hr. Minister allen Schulen den 28. März schulfrei.

3.5.1916 Beisetzung des am 25.3.1916 gefallenen Oberleutnants C. Friderichs in Kyllburg. Heute wurde unter großer Beteiligung die Leiche des am 25.3.16 bei Souches gefallenen Oberleutnats I.R. Carl Friederichs auf unserem Kirchhof beigesetzt.

Am offenen Heldengrab sprachen Hr. Pfarrer Rödder und Hr. Hauptmann Reuland von der hiesigen Landsturmkompanie. Beim Versenken des Sarges erwies die hiesige Landsturmkompanie die militärischen Ehrenbezeugungen.

Sterbefall. Im hiesigen Lazarett (St. Josephshaus) starb ein russischer Kriegsgefangener an einer Blutvergiftung. Seine russischen Kameraden, die in den Filiallagern der Umgegend zum Arbeitsdienst untergebracht sind, trugen den toten Kameraden unter Absingung eines ergreifenden tiefgetönten 3stimmigen Chorales in russischer Sprache zur letzten Ruhe auf dem hiesigen protestantischen Friedhof.

An der Beerdigung nahm der Hauptmann Reuland der hiesigen Landsturmpompanie mit einer Abordnung der Kompanie teil.

Ebenfalls nahm teil der Feldwebelleutnat Peter Morla (Gerichtsvollzieher in Hillesheim) von der hiesigen Kompanie.

14.5.1916 Sterbefall. Wenige Tage später begab sich der Feldwebenleutnant nach Trier, um sich einer leichten Operation am knie zu unterziehen. Unerwarteter Weise starb er während der Operation.

31.5.1916 Heldentod. In der großen Seeschlacht bei Horus-Riff fand auch ein Kyllburger den Heldentod. Johann Kronibus war ein frischer, froher Junge. In der Schule war er einer der besten und als Schreiner hätte er sich bei seiner allgemeinen Beliebtheit, bald in die Höhe gebracht. Mit Ausbruch des Krieges zog er frohen Mutes sie blaue Jacke des Ober-Matrosen an und diente auf seinem alten Schiff S.L. Wörth. Nach einem kurzen Urlaub kam er auf das neue, stolze Schiff S.M. „Lützow“. Auf diesem erlitt er den Heldentod.

12.7.1916 Weitere Steigerung der Lebensmittelpreise. Alle Lebensmittel haben eine weitere Preissteigerung erfahren. Heute kostete

  • 1 Pfund Rindfleisch 1,80 M
  • 1 Pfund Schweinefleisch 1,60 M
  • 1 Pfund Kalbfleisch 1,60 M
  • 1 Pfund Leberwurst 1,60 M
  • 1 Pfund Schmalz 2,20 M
  • 1 Pfund Schinken 3,00 M (bei den Landwirten werden bis 6,00 M für 1 Pfund Schinken bezahlt)
  • 1 Pfund Speck 2,40 M

Es wird aber nur einmal in der Woche Fleisch abgegeben. Die Metzger erhalten das Schlachtvieh aus der Fleischzentrale in Bitburg gewöhnlich am Donnerstag. Samstags wird das Fleisch unter einem großen Zudrang des Publikums ausgegeben und wer morgens nach 8 Uhr kommt, kann ohne Fleisch und Sonntagsbraten wieder nach Hause gehen.

Der Höchstpreis für Butter beträgt 2,00 M, aber unter 2,50 M erhält man kein Lot. Für Eier werden 3,00 M pro Dutzend bezahlt. Kurgästen fordert man in den umliegenden Dörfern bis 6,50 M für das Pfund Schinken!

Jetzt sind auch in Kyllburg Butterkarten eingeführt. Personen über 6 Jahren erhalten pro Woche ca. 90gr. Kinder die Hälfte. Ebenso sind seit dem 2. Oktober 1916 auch hier die Rindfleischkarten eingeführt: Personen über 6 Jahren erhalten pro Woche 250gr., Kinder unter 6 Jahren 125gr.

Die Lebensmittelpreise sind noch andauernd gestiegen, erreichen aber doch nicht die Höhe, wie bei der Teuerung 1813. Um die ganze Lebensmittelfrage einheitlich im Kreise zu organisieren wurde ein Reichsamt für diesen wichtigen Gegenstand errichtet. An der Spitze steht Herr v. Batocki. Seither sind die Klagen über die Z.E.G. (Zentral-Einkaufs-Gesellschaft, Berlin) allmählich verstummt. Die Ernährung des Reiches ist sichergestellt. Dazu trägt hauptsächlich bei die gute

Ernte des Kriegsjahres 1916. Begünstigt durch das feuchtwarme Frühjahr gab es sehr viel Heu. Die Getreidearten standen prallvoll und dementsprechend war auch die Ernte eine sehr gute. Weniger gut fällt in vielen Gegenden, wie auch bei uns, die Kartoffelernte aus. Die hier leider so beliebte Sorte „magnum bonum“ lieferte gar keine Erträge, besser waren „Industrie“ und „Up to date“. Der Ausfall an Kartoffeln wird aber durch die guten Getreideernte wettgemacht, sodaß wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken können.

Auch in der Ernährung halten wir, allen Anstrengungen der Engländer zum Trotz, durch!

Sehr gut ist auch die Grummet- und die Futterknollenernte. Gemüse gibt es in Hülle und Fülle. In manchen Gegenden gibt es auch reichlich Obst. Auch wir dürfen zufrieden sein. Sehr gut war auch die Zwetschenernte.

Die Einbringung der Ernte war ziemlich mühsam. Zunächst war das Wetter recht unbeständig, dann fehlte es doch sehr an Arbeitskräften und auch, besonders hier in Kyllburg, an Fuhrwerk. Aber schließlich ging es doch! In den umliegenden Dörfern sind überall Filiallager des großen Kriegsgefangenenlagers Wahn, und die auf dem Felde arbeitenden Russen sind hier schon eine ganz gewohnte Erscheinung. Die Arbeitswilligkeit der stämmigen Söhne des jetzt so unheiligen „Heiligen Rußland“ wird sehr verschieden beurteilt. In unserer Gegend ist man aber zufrieden und die mit einer gelben Armbinde (Aufschrift: Kriegsgefangenenlager Wahn) gekennzeichneten Russen leisten eine wertvolle Erntehilfe. Tapfer arbeiten auch unsere Frauen und Kinder, denn zu dem Zwecke auch die Herbstferien 14 Tage (bis einschließlich 5. November) verlängert wurden, und so kam der Erntesegen dann auch glücklich herein.

18.10.1916 Landsturmkompagnie Kyllburg. Mit dem heutigen Tage wurde unsere Landsturmkompagnie kaserniert. Als Kaserne wurde das Gasthaus Binz am Bahnhof eingerichtet. von jetzt ab wird die Kompagnie regelrecht exerzieren, Felddienst üben etc. Zu dem Zwecke hat die Kompagnie die Waffen „Modell 1898“ erhalten. Zur Dienstleistung wurde der Kompagnie noch Unteroffiziere aus Trierer Ersatzbataillonen zugeteilt. Hr. Hauptmann Reuland erhielt auch wieder ein Dienstpferd.

II. Landsturm Kompanie Kyllburg Batallion VIII. 27. Die Mobilisierung unserer Kompagnie wird fortgesetzt, bezw. vorbereitet. Die Komp. erhält anfang November 1916 eine fahrbare Feldküche (Gulaschkanone vom Soldatenwitz getauft) Auf der Kammer liegt eine vollständige kriegsgemäße Ausrüstung für jeden Mann bereit. Mittlerweile nimmt die Ausbildung im Exerzieren und Schießen ihren Fortgang.

4.12.1916 Die Schlacht am Argesul. Heute läuten wieder einmal die Siegesglocken und flattern die Fahnen. „Die Schlacht von Argesul ist gewonnen, die Rumänen ziehen sich fluchtartig zurück.“ Diese Nachricht ist von großer Bedeutung, denn jetzt geht es um die rumänische Hauptstadt. Um den Kindern die Bedeutung der gewonnenen Schlacht zu zeigen, ist von den Behörden schulfrei gegeben worden.

6.12.1916 Bukarest und Ploești gefallen! Schneller noch, als man glaubte, hat sich das Schicksal erfüllt. Bukarest, die Hauptstadt des hinterlistischen Feindes, ist in unserer Hand. Nördlich von Bukarest fiel auch die Petroleumstadt Ploești in die Hand der Sieger. Zwei große Erfolge auf einmal. Bis heute wurden 123000 Rumänen gefangen. Der 6.12.16 wird in der Geschichte ein Markstein sein. Selbstredend war auch an diesem Tage schulfrei.

Der 6. Dezember ist für den ruhmgekrönten Sieger v. Mackensen ein Tag 1. Ordnung: Am 6.12.14 nahm v. Mackensen Lodz, am 6.12.15 Monastir, am 6.12.16 Bukarest.

12.12.1916 Friedensangebot. Das Friedensangebot der Mittelmächte erregte auch hier große Freude. Noch abends spät verlas Herr Hauptmann Reuland des eingetroffene Telegramm vor versammelter II. Komp. (VII. 27.)

1.2.1917 Unbeschränkter U-Bootkrieg. Die schnöde Abweisung des Friedensangebots wurde von den Mittelmächten mit der Ansage des unbeschränkten U-Bootkrieges beantwortet. Der Name „Hindenburg“ bürgt für den Erfolg, deshalb herrscht allgemein eine frohe Zuversicht.

Die Engländer wollen uns durch Hunger bezwingen; jetzt sollen sie erfahren, wie weh der Hunger tut und es wird sich zeigen, wer zuerst wegen Mangel an Lebensmitteln die Waffen strecken muß.

Lebensmittel im 3. Kriegswinter. Der schlechte Ausfall der Ernte an Kartoffeln hatte doch recht üble Folgen. Die Kartoffeln sind in Deutschland nun einmal das Hauptnahrungsmittel und die Ernte war weit unter dem Mittel. Deshalb machte gerade die Kartoffel dem Reichsernährungsamt die meisten Sorgen. Immer wieder wurden Aufnahmen gemacht und die Folge war jedesmal eine Herabsetzung der Kartoffelration. Auch die Getreideernte hielt nicht, was sie versprochen. Wohl standen die Felder schön, aber beim Ausdrisch zeigte sich leider, daß der Körnerertrag weit unter einer Mittelernte blieb, wohl eine Folge des schlechten Kunstdüngers. Überhaupt stellt sich nach und nach heraus, daß das Kriegsjahr 1916 für die ganze Welt eine Mißernte gebracht hatte. Trotz aller Verbote mag auch bei den mangelnden Kartoffeln viel Getreide verfüttert worden sein. Genug, der Brotkorb mußte nun immer höher gehängt werden. Im Vorjahre half man sich, indem man den Brotteig mit bis zu 15% mit Kartoffeln streckte. Das ging dieses Jahr nicht. Andere Streckungsmittel versagten, sodaß schließlich ein Einheitsbrot gebacken wurde mit Roggenmehl, das bis zu 95% ausgemahlen ist. Dieses Kriegsbrot ähnelt dem „Kommißbrot,“ schmeckt aber recht herzhaft und gut. Bis 15.4.1917 bekam jeder wöchentlich __g, Kinder unter __ Jahren __g. Vom 15.4.1917 mußte die Brotration wieder heruntergesetzt werden, die man auf Brotkarten bekommt.

Dafür wurde aber die Reichsfleischkarte erhöht. Jede Person über 6 Jahren bekommt wöchentlich 500g. Kinder unter 6 Jahren 375g. Dabei wird der Preis für die Zusatzkarte zur Hälfte vom Reich getragen. Wir bezahlen also für das uns pro Woche zusehende Fleisch.

Außerdem soll jeder pro Woche 5 Pfd. Kartoffeln haben. Dadurch wird die Verminderung des Brotquantums ausgeglichen.

Auch in Kyllburg gibt es allmählich allerlei Lebensmittelkarten: Brotkarten, Zuckerkarten, Fleischkarten, Lebensmittelkarten, Butter- und Fettkarten, Seifenkarten.

Die Preise werden natürlich immer höher. Sie betragen:

  • Brot, 3 Pfd die Woche kosten 60 Pfg
  • Fleisch, 1 Pfd die Woche kosten 1,45 abzüglich Reichszuschlag
  • Butter
  • Seife
  • Zucker

Die Preise für Woll- und Wirkwaren, die auch nur mit Bezugskarte gekauft werden können, sind recht hoch; sie übersteigen oft um mehr als 100% die normalen Friedenspreise. Auch Lederwaren sind unerschwinglich. Ein Paar Arbeitsschuhe kostet bis zu 30 M.

Unsere U-Boote haben aber jetzt schon, im April 1917, dafür gesorgt, daß bei unseren Feinden die Preise für Lebensmittel noch höher sind als bei uns. Besonders trifft dies für England zu.

Hamsterei – Rucksackfahrten aufs Land. Die Lebensmittelnot hat eine eigenartige Völkerwanderung ins Leben gerufen. zunächst waren es nur einige „Aufkäufer“ aus den Industriegegenden (Bzk. Düsseldorf), die die Eifel aufsuchten und Lebensmittel um jeden Preis kauften. Dabei wurden oft wahre Phantasiepreise bezahlt. Das Pfund Schinken wurde mit 7-8 M, Butter mit 5 M, Speck mit 7-8 M bezahlt. Ganze Schweine wurden gekauft, das Pfd Schlachtgewicht 3-5 M.

Eine strenge Bahnhofskontrolle suchte dem Wucher zu steuern. Wohl wurde manche Kiste, die als Weinkiste deklariert, aber mit Fleisch gefüllt war auf dem Bahnhof beschlagnahmt, mancher Koffer, mancher Rucksack wurde von Gendarmen und unsern Landsturmsoldaten konfisziert, aber Schmuggelhandel fand immer neue Wege und Listen, die Aufmerksamkeit der Bahnwachen zu täuschen. Diese geschmuggelten Lebensmittel wurden dann in den Industriestädten um ein wahres Sündengeld verkauft. Für ein Pfd. Schinken erhielten diese „Aufkäufer“ z.B. in Essen leicht 10-12 M.

In diesen Städten werden durch die Kriegsindustrie solch enorme Summen verdient, daß diese Schmuggler ein glänzendes Geschäft machten, wenn auch mal dann und wann eine Sendung beschlagnahmt wurde. Frau Metzger Hussinger in Kyllburg hat manchen Zentner Fleisch und manchen Zentner Wurst als beschlagnahmtes Gut im Auftrag der Bürgermeisterei verkauft und die Kyllburger Bürger nahmen dann vergnügt die Gelegenheit wahr, sich einmal außer der Reihe, ohne Fleischkarte, einen kleinen Kriegsbraten zu leisten.

Durch die Schmuggelgeschäfte der Einkäufer wurde in den Städten der Glaube genährt, daß in der Eifel noch große Lebensmittelvorräte „friedlich“ d.h. ohne Karten und behördliche Umstände zu kaufen seien, und was keine Propaganda, keine Eifel- und Touristenvereine in langer Tätigkeit fertig gebracht haben, das erreichte die Lebensmittelknappheit oder, sagen wir es gerade heraus, der Hunger in kurzer Zeit: Die Eifel wurde das Ziel unendlicher Scharen. Jeder Zug brachte Männlein und Weiblein, rucksackbewehrt in endloser Reihe. Morgens mit dem 1. Zuge stiegen hunderte Essener, Solinger, Remscheider u.s.w. auf den Eifelbahnhöfen aus. Hier in Kyllburg waren es oft unübersehbare Scharen. Und auf dem Bahnhof begann dann der Wettlauf. Jeder wollte zuerst an den gastlichen Türen der noch schlafenden – früher so verachteten – Eifler Bauern anklopfen, um Brot, Mehl, Hülsenfrüchte, Eier, Butter, Speck, Schinken, Fleisch, ja sogar Kartoffeln, und sei es nur ein winziges Stück zu erhandeln. Ach, was fanden die Städter und besser noch, die Städterinnen süße Töne, um einiges in den Rucksack verpacken zu können.

mir konnten die Leute leid tun; denn nur wirkliche Not hatte die sonst so bevorzugten Stadtbewohner aufs Land getrieben. Vielleicht geht jetzt manchem, auf seine Stadt und auf städtische Civilisation stolzen Bürgersmann das Verständnis auf für Hölch’s „Glückseliger Mann, der der Stadt entfloh!“ Vielleicht wäre die jetzige Zeit ein Bindeglied zwischen Stadt und Land, würde die Not der Zeit eine Brücke schlagen zwischen zwei Ständen, die sich bisher recht wenig verstanden und leider oft recht wenig schätzten, wenn da nicht wieder Habgier oder auch auf der anderen Seite Genußlust alles verderben.

Es werden nämlich bei diesem eigenartigen Handel schwindelnd hohe Preise geboten, gefordert und leider auch bezahlt. Ein reicher Industrieller zahlte z.B. in St. Thomas für 3 Schinken 1000 (eintausend Mark), ein anderer zahlte in Orsfeld für ein Brot 10 M! (Zehn Mark!!!) für 5 Pfd. Brot! Das sind nur 2 Beispiele aus vielen, aber ein schlechtes Zeugnis sowohl für Käufer als Verkäufer. – Es ist klar, daß ein solcher Handel zu neuem Riesenunfug auswachsen müßte und die Behörde mit aller Strenge auf Abhilfe bedacht war. Strenge Kontrolle in den Bahnzügen, unerbittliche Beschlagnahme auch geringer Mengen Lebensmittel haben bis Ende April der Sache auch ziemlich ein Ende gemacht.

Kohlenferien, Kriegsferien. Um Brandmaterial zu sparen wurde am 8. Februar behördlicherseits die Schule geschlossen. Diese eigenartigen Ferien dauerten eigentlich für Kyllburg bis zum zum Eintritt der warmen Witterung, die leider gerade dieses Jahr so lange auf sich warten läßt. Wohl wurde die Schule zeitweise für einige Tage eröffnet, aber bald war wieder alles Heizmaterial erschöpft und es gab wieder Ferien. Aus demselben Grunde konnte auch der Unterricht nach den Osterferien erst am 30. April eröffnet werden. Die Temperatur in den Sälen betrug zwischen +3° – +7°C und kein Lot Kohlen und kein Spahn Holz, auch kein Fuhrwerk, um Holz anzufahren. Auch eine einzigartige Kriegsnot!

VI. Kriegsanleihe. Auch für die VI. Kriegsanleihe hat unsere Schule mit gutem Erfolg eifrige Werbetätigkeit betrieben. Auf die Schulsparkasse wurden 11699.25 M. gezeichnet. Ferner wurden noch unsere Zeichnungen bei den bei den hiesigen Zeichnungsstellen vermittelt.

VII. und VIII. Kriegsanleihe. Auch bei diesen beiden Kriegsanleihen hat unsere Schule sehr schöne Erfolge erzielt. Htpl. Gueth erhielt von seinem Truppenteil Urlaub, um die Werbearbeit zu leiten.

Juli 1918. Die Aufzeichnungen werden nach einjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen. Während dieses Jahres war der Schreiber wieder einberufen.

Gar manches hat sich während dieses Jahres geändert. Manch schmerzliche Lücke hat der unerbittliche Krieg wieder in die Reihe der wehrhaften Kyllburger gerissen. Eine Reihe Rekruten hat Kyllburg wieder in diesem Jahr zum Herrn gesendet.

Trotz strenger Rationierung werden die Lebensmittel immer knapper. Die Preise werden schier unerschwinglich. eine große Schuld daran tragen die Hamsterer, die jeden, aber auch jeden Preis zahlen, z.B. für Butter 25 M. das Pfd.

Auf dem Bahnhof herrscht bei Abfahrt jedes Zuges ein beängstigendes Gedränge. Hunderte von Hamsterern, besonders aus den Industriebezirken, bringen Lebensmittel fort.An den Bahnhöfen sind Civil- und Militärpersonen zu Revisionen kommandiert. Viele Zentner Fleisch, Butter, Speck, Hülsenfrüchte werden täglich beschlagnahmt, aber alles umsonst! Es wird weiter gehamstert. Die Lebensmittelnot, besonders in den großen Städten ist zu groß, da treibt der Wucher übelriechende Blüten. Schande über die Bauern, welche die Not zu großen Einnahmequellen machen und Wuchergeschäfte machen, die zum Himmel schreien. Das muß zum Zusammenbruch der Heimatfront führen. Und so ist denn auch schließlich der Zusammenbruch gekommen. Unsere wackeren Truppen schlugen tapfer den äußeren Feind, aber die Heimat ließ sie im Stich. Der innere Feind fiel ihnen in den Rücken. Da war es aus! Immer noch schlugen unsere Heere sich tapfer und weichen nur langsam dem immer mächtiger werdenden Feind. Dann fiel Bulgarien ab, dann Österreich und die Türkei. Nun stand Deutschland allein. Einer kämpft gegen 16. Hätte die innere Front nicht versagt, noch wäre es gut gegangen, aber die drohende Hungersnot, revolutionäre Umtriebe und durch Bolschewiken verseuchte Massen brachen den Widerstand der Heimatfront. Deutschland bat am 3. Oktober um einen Waffenstillstand. Bittere und demütigende Bedingungen wurden dem siegreichen deutschen Heere gestellt, aber sie mußten angenommen werden. Am 11.11. 10.45 Uhr fiel der letzte Schuß in diesem Weltdrama.

Die Hauptbedingungen des Waffenstillstandvertrages lauteten: Deutschland räumt die besetzten Gebiete und Elsaß Lothringen. Die Rheinprovinz wird von Verband besetzt. Ebenso die Brückenköpfe von Cöln, Coblenz und Main mit einem Radius von 30 km. Rechts des Rheins bleibt eine neutrale Zone von 10 km breite. Deutschland übergibt an den Verband 5000 Geschütze, 10000 Panzerkraftwagen, 5000 zugfertige Lokomotiven und 150000 bedeckte Wagen. Furchtbar harte und demütigende Bedingungen, aber sie mußten angenommen werden, denn in Deutschland ging alles drunter und drüber. Es war kein Gedanke mehr an Kampf und Widerstand. Das Ende des alten deutschen Kaiserreichs war gekommen. Am 9.11.1918 wurde Deutschland als Republik erklärt. Der deutsche Kaiser dankte ab und alle deutschen Bundesfürsten. Eine vorläufige Regierung mit Ebert an der Spitze wurde gebildet. Überall wurden Soldaten- und Arbeiterräte als ausführende Organe gebildet.

In Kyllburg ging die Umwandlung in aller Ruhe und Ordnung vor sich. Die hiesige Landsturmkompagnie erhielt vom Trierer Soldatenrat den Auftrag, vorläufig den Wachtdienst weiter zu versehen, wurde aber später aufgelöst.

Eine Hauptaufgabe für die neue Regierung bestand nun darin,dafür zu sorgen, daß die Waffenstillstandsbedingungen pünktlich erfüllt wurden, damit der Verband keinen Grund fand, den Vertrag zu kündigen. Das wäre das Ende Deutschlands! Ein großes Glück war es, daß unser Hindenburg die militärische Leitung in der Hand behielt. Er allein war im Stande, das ungeschlagene deutsche Kaiserheer in die Heimat zurück zu führen. Eine ungeheure Aufgabe!

Am 1. Dezember mußte eine Zone, die ungefähr durch Kyllburg läuft geräumt sein.

Am Mittwoch den 13. November erreichte die Spitze der 3. Armee Kyllburg. Generaloberst v. Einem errichtete für einige Tage sein Hauptquartier im Eifler Hof. Dann kamen sie, die tapferen Divisionen Wild u.a. Die Helden von Cambrai, Arras u.s.w. Die Sieger von hundert Schlachten. Wohl hatten wir uns die Heimkehr unserer Helden ganz anders gedacht, aber trotz allem begüßten wir sie dankbaren Herzens, denn ihre Tapferkeit, ihre Aufopferung hatte unsere Heimat vor dem Schlimmsten, vor der Zerstörung bewahrt.

Aus allen Häusern wehten die Fahnen schwarz-weiß-rot, schwarz-weiß, (eine rote Fahne hatte ich hier nicht gesehen) den Willkommensgruß. Überall fanden unsere Krieger herzlichen, freundlichen Empfang. Schon am 28. November war der Durchmarsch vollendet. Eine ungeheure Zahl von Truppen hatte Kyllburg passiert. Tausende von Autos, Munitions- und Bagagenwagen, tausende von Geschützen. Durch Kyllburg allein kamen ca. 250000 Mann und 70000 Pferde. Wohl brach manches Pferd zusammen, manches Auto, mancher Wagen mußte an den Wegen zurückgelassen werden, denn die Frist war grausam knapp und mußte, koste es was es wolle, eingehalten werden. Aber es wurde erreicht. Zwei Tage vor der gesetzten Frist war der letzte Mann der 3. Armee aus Kyllburg abmarschiert, und die ungeheure Arbeit war in musterhafter Ordnung geleistet worden. (In der selben Ordnung kam die 3. Armee auch in den befohlenen Standorten rechts des Rheins an.)

Unsere Wege und Straßen sahen nach dem Durchmarsch natürlich traurig aus. Überall tiefe Löcher, zerfahrene und zerstampfte Wege. Allein in Kyllburg blieben ca. 30 defekte Autos stehen, dazu viele andere Gefährte. Überall liegen Waffen und Munition, die dann schleunigst gesammelt wurden. Die Lasten der Waffenquartiere waren nicht gering, wurden von den Kyllburgern aber gerne getragen.

Die linksrheinisch beheimateten Krieger wurden mit Ausnahme der Jahrgänge 1898 und 1899 sofort entlassen. Da gab es fast in jedem Hause ein frohes Wiedersehen. Wohl hatten wir uns die Rückkehr der Kyllburger Helden ganz anders gedacht, aber auch so war ihre Rückkehr ein Lichtblick in den dunklen Tagen des Rückmarsches. Gott sein Dank, war auch das Wetter in diesen Tagen günstig. Hätte es stark geregnet, oder gar geschneit, dann wären wohl viele tausend Autos, Geschütze und andere Fahrzeuge mehr stecken geblieben und riesige Werte Deutschlands verloren gegangen.

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