Eifelvereinsblatt 1933, Nr. 5, S. 60/61 von Hauptlehrer Heinrich Gueth
Schon seit Jahren schwebt der Plan, die Kyllstraße Kyllburg—Gerolstein auszubauen und zu chaussieren. Die bestehende Straße ist zu schmal und in einem derartigen Zustand, daß sie gern gemieden wird und Autofahrer lieber große Umwege machen, als Achsen- und Genickbruch zu riskieren. Nunmehr wird mit dem Um- und Ausbau der Straße begonnen uns zwar wird zunächst die Teilstrecke Gerolstein—Mürlenbach in Angriff genommen. Die Nachricht hierüber hat im ganzen Kylltal große Freude erregt. Bei dem ständig zunehmenden Autoverkehr war der Zustand auf der alten Straße unhaltbar geworden. Die neue Straße wird ein bedeutender Faktor für die landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und gewerblichen Belange nicht nur des Kylltales, sondern auch der Dörfer und Gehöfte auf den Höhen links und rechts der Kyll, sein, aber nur dann, wenn die ganze Strecke von Kyllburg bis Gerolstein ausgebaut wird. Sowohl in Kyllburg, als auch in Gerolstein wird dann auf geradem Wege der Anschluß an die großen, sehr belebten Provinzialstraßen des Eifelgebiets erreicht. Eine gute Talstraße von Kyllburg nach Gerolstein wird auch von allergrößter Bedeutung für den Fremdenverkehr sein. Die Wanderer, Rad- und Autofahrer werden zu ihrem Entzücken landschaftliche Schönheiten nie geahnter Art entdecken. Reizvolle Felspartien bieten dem erfreuten Geologen reiche Fundstellen seltener Petrefakten (Figurenberg bei St. Thomas!), stille idyllische Seitentäler mit grünen Matten laden ein zum köstlichen Ruhen und Rasten, und wenn dann eine zierliche Rehfamilie aus dem Dunkel des Forstes tritt und zutraulich nach den fremden Gästen äugt, dann ist es wie im Märchenwalde. Aber auch die blaue Blume der Romantik blüht in diesem Teile des reizvollen Kylltales. In Kyllburg, Densborn, Lissingen und Gerolstein grüßen Burgen aus alter Zeit, und in Mürlenbach steht die älteste Burgruine des Rheinlandes.
Es war einmal eine fränkische Feste, erbaut auf den Trümmern eines römischen Kastells. Von hier aus wurde die spätere reichsunmittelbare Abtei Prüm gegründet. Ein anderes altes Kloster ladet, direkt an der Kyllstraße gelegen, zum Besuche ein. St. Thomas, eine Gründung der Zisterzienser von Himmerod für Frauen Eifeler Adelsgeschlechter. Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert ist neu instandgesetzt und sehr sehenswert. — Alles in allem: Wenn einmal die Kyllstraße von Kyllburg bis Gerolstein ordnungsgemäß ausgebaut ist, wird sie, wie die heutige Ahrtalstraße, ein beliebter Anziehungspunkt werden. Ein reger Geschäfts- und Touristenbetrieb wird sich entwickeln und den durch den Niedergang der Steinindustrie schwer geschädigten Bewohnern dieser herrlichen Gebirgslandschaft neue Erwerbsmöglichkeiten und dann neuen Lebensmut geben.
Wir richten deshalb an alle maßgebenden Stellen und Behörden die dringliche Bitte, sich dafür einzusetzen, daß möglichst bald die ganze Strecke Kyllburg—Gerolstein ausgebaut wird. Wie wir vernehmen, ist Herr Landrat Dr. Gilles, Bitburg, bereit, das Projekt nach Kräften zu fördern, und wir glauben und hoffen gern, daß auch die maßgebenden Herren aus den Kreisen Prüm und Daun sich anschließen.