Jahr: | unbekannt |
Quelle: | Pfarrarchiv |
Autor: | Heinrich Gueth |
der dazu gehörige Kreuzgang und das Kapitelhaus, Perlen Gotischer Baukunst, und ihre dringend notwendige Restaurierung.
Auf dem Kiliberge, einer waldbekränzten Höhe umrauscht von den Silber fluten des lieblichen Kyllflusses, an alt historischer Stätte einst die Druiden ihren barbarischen Götzenkult trieben, errichtete der trierische Erzbischof Theoderich II. v. Wied im Jahre 1239 eine Burg zur Sicherung der Nordgrenze seines Erzstiftes. Sein Nachfolger, Arnold II. v. Isenburg, baute um den schnell entstandenen Ort eine Doppelmauer, So entstand eine starke mittelalterliche Feste, welche im Jahre 1583 durch den Erzbischof Johann VII. v. Schöneberg Stadtrechte erhielt. 1273 aber schon errichtete der Erzbischof Heinrich von Vinstingen in nächster Nähe der Burg ein Kollegiatstift, welches 1304 von dem Erzbischof Dieter v. Nassan bestätigt und mit Statuten versehen wurde. Mit dem Kollegiatstifte erbaute Heinrich v. Vinstingen auch den 1. Teil der herrlichen Stiftskirche, welcher am 8.5.1276 eingeweiht werden konnte. Die 2. Bauperiode, welche das kühn gespannte Schiff der herrlichen Kirche vollendet, liegt am Schluss des 14. und beim Beginn des 15. Jahrhunderts wahrend in der 3. und letzten Bauperiode, zu Anfang des 16. Jahrhunderts, der massive Turm erbaut wurde. Wahrscheinlich fällt der Bau des Kapitelhauses in die 2. Bauperiode, und der des Kreuzganges in den Anfang des 15. Jahrhunderts.
Die kunsthistorisch so ausserordentlich wertvollen Gebäude haben die Stürme der Jahrhunderte bis zur französischen Invasion 1794 glücklich überstanden, Dann wurde das Stift aufgehoben. Die Kurien wurde versteigert. Die Stiftskirche mit Kreuzgang und Kapitelhaus aber schenkte Napoleon 1808 der Gemeinde Kyllburg. Die Stiftskirche sollte an Stelle der Maximinkirche die Pfarrkirche Kyllburgs werden. Da die Gebäude aber vorläufig nicht benutzt wurden, begann die Zeit des Verfalls.
Erst in den dreissiger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Stiftskirche von der Gemeinde, nach einer notdürftigen Instandsetzung, als Pfarrkirche in Gebrauch genommen. Seit dieser Zeit hat die Pfarrgemeinde Kyllburg in Kyllburg 2 Pfarrkirchen nebst den ausgedehnten Stiftsgebäuden zu unterhalten. Ausserdem haben die 5 Filialen für ihre Kirchen zu sorgen. In der Gesamtheit waren dies Unterhaltungslasten, welche über die Kraft der Pfarrei weit hinaus ging. Das kunsthistorisch so wertvolle Kapitelhaus und der prachtvolle Kreuzgang mussten unter diesen Umständen Not leiden, mit dem Erfolg, dass der Kreuzgang völlig eine Ruine wurde und von dem Kapitelhause eigentlich nur die 4 Mauern und das Dach erhalten blieben.
Eine durchgreifende Renovierung in den Jahren 1863 und 1864 befasste sich fast nur mit der Stiftskirche. Den Kreuzgang liess man weiter verfallen und im Kapitelhause restaurierte man nur die schöne alte Kapelle, die als Sakristei gebraucht wurde. Im Refectorium errichtete man eine primitive Küsterwohnung, während man im Dormitorium im 1. Stockwerk sogar die Balkenlage herausriss, sodass jetzt dort eine gähnende Leere, die ruinenhaft wirkt, sich befindet. Glücklicherweise wurde der Kreuzgang vor völligem Verfall gerettet, als 1888 die Provinzialverwaltung 9000,- M und die kaiserliche Privatschatulle 4500,- M zur Restaurierung zur Verfügung stellten, die dann 1891 stilgerecht vollendet wurde.
Der im Jahre 1894 gegründete Liebfrauen-Verein hat dann im Laufe der Zeit viel getan, um wenigstens die Stiftskirche und die Sakristei in würdigem Zustand zu erhalten, aber die Ungunst der Zeiten, Krieg und Inflation haben grössere Arbeiten und Instandsetzungen unmöglich gemacht, sodass die ehrwürdigen Gebäude langsam aber sicher ihrem Untergang entgegengehen, wenn nicht bald durchgreifende und deshalb kostspielige Wiederherstellungsarbeiten in Angriff genommen werden. Besonders dringend aber ist zunächst die Restaurierung des Kapitelhaus es, jenes interessanten gotischen Bauwerkes, das in seiner Art fast einzig im westlichen Deutschland ist. Seine Wiederherstellung ist deshalb nicht nur eine Angelegenheit der Pfarrei Kyllburg, sondern wäre eine Kulturtat, mindestens für die Eifel, ein Sonnenblick, der dem Grenzlande im Westen in seiner augenblicklichen wirtschaftlichen und seelischen Not wohl zu gönnen wäre.
Die baulich so traurigen Zustände der Stiftsgebäude betrüben am meisten den eben so kunstverständigen als tatkräftigen Pfarrherrn von Kyllburg.
Nach langem Studium des Zustandes der Bauwerke, nach vielen Besprechungen mit kunst- und sachverständigen Architekten und Baumeistern, nach langwierigen Beratungen mit massgebenden Stellen hat Hr. Pfarrer Albert Wirth jetzt ein grosszügiges Projekt aufgestellt, das eine umfassende Restaurierung aller Stiftsgebäude vorsieht, wobei auch eine Heizungsanlage für die Kirche und das Kapitelhaus nicht vergessen ist. Das grosse Werk soll in 3 Etappen ausgeführt werden. Zunächst aber soll als 1. Teilprojekt die dringende Wiederherstellung des Kapitelhauses ins Auge gefasst werden. Nach einer Besichtigung des Gebäudes durch den Hr. Regierungspräsidenten von Trier, Dr. Saassen, gab dieser die Anregung, das ehemalige Dormitorium als Jugendheim auszubauen. Eine überaus glückliche Idee, weil dann Mittel aus dem Fond für Jugendpflege gegeben werden können, was der Hr. Regierungspräsident in freundlichster Weise in Aussicht stellte. Bald wurde auch der Bezirksjugendpfleger, Hr. P. Busch, Trier, nach einer persönlichen Besichtigung des Raumes, für dieses Vorhaben gewonnen. Auch er sagte tatkräftige Forderung des Projektes zu. Dasselbe gilt auch vom Kreisausschuss des Kreises Bitburg, der in Corpore sich von der dringend notwendigen Restaurierung des Gebäudes an Ort und Stelle überzeugte.
Jetzt war Hr. Pfr. Wirth so weit, dass er sich von dem Architekten, Hr. Marx, Trier, einen Bauplan ausarbeiten lassen konnte. Dieser Plan liegt jetzt vor und stellt eine ausserordentlich schöne und stilgerechte Lösung des 1. Teilprojektes dar.
Der Erste Schritt zum grossen Werke ist geschehen!
Jetzt war aber auch die Zeit gekommen, dass Hr. Pfr. Wirth mit einem fertigen Projekt des 1. Bauteils vor seine Pfarrei treten konnte und wollte, um die freudige Zustimmung aller seiner Pfarrkinder und ihre tatkräftige Mitwirkung zu erlangen.
Zu diesem Zwecke lud er alte Pfarrangehörige zu einer grossen Versammlung am Sonntag den 18. März im Saale des Hotels Müller ein.
Um es vorweg zu sagen: die Versammlung war ein voller Erfolg. Der grosse Saal war überfüllt und auch die Filialorte waren stark vertreten. Mit bewegten Worten begrüsste Hr. Pfr. Wirth seine Pfarrkinder und dankte ihnen für das Interesse, dass sie für seine Pläne zeigten. Besonders begrüsste er Hr. Dechanten Heidger von Malberg, Hr. Bürgermeister Baur von Kyllburg und Herrn Ortsvorsteher Jacobs. Hierauf erteilte er Hptl. Gueth das Wort zu einem Vortrag über die Einführung des Christentums im Trierer Lande, den Bau der ersten Gotteshäuser und die Geschichte des Kyllburger Stiftes.
Der einstündige, lehrreiche Vortrag wurde mit grossem Interesse aufgenommen und dann glücklich ergänzt durch einen Lichtbildervortrag des Kreisausschussmitglied, Herrn N. Müller. Die Bildserie zeigte die kulturhistorisch merkwürdigen Bauwerke des Kreises Bitburg, und wurde vom Kreise zu Werbezwecken beschafft.
Nachdem durch diese Vorträge die günstigste Atmosphäre im Saale geschaffen war, ergriff Hr. Pfr. Wirth das Wort und erläuterte in begeisterter und überzeugender Rede seine grossen Pläne. Er fand die wirklich stürmische und einstimmige Zustimmung seiner Pfarrkinder. Daraufhin konnte der freudig bewegte Pfarrherr folgende bestimmte Fragen zur Debatte stellen: 1. Ob die zur Anlage einer Heizung bereits gesammelte Summe von über 2500,- M zur Ausführung des Bauvorhabens mit verwandt werden dürfe, 2. ob die Pfarrkinder ihm bei seinen Plänen treue Gefolgschaft leisten und ihn nach Kräften unterstützen wollten, und 3., ob die Geldsammlung jetzt zu dem grossen Zwecke fortgesetzt werde solle?
Nun ergriff Herr Bürgermeister Baur, der in der dankenswertesten Weise das Projekt gefordert und unterstützt hat, das Wort, um in längeren überzeugenden Worten die Notwendigkeit der Arbeiten, aber auch die finanziellen Möglichkeiten herauszustellen. Er bat, die 3 Fragen freudig zu bejahen.
Zum Dolmetscher der Meinung aller Anwesenden machte sich dann der Ortsvorsteher, Hr. Jacobs, indem er mit kernigen Worten in aller Namen versicherte: “Gehen Sie voran, Herr Pastor! Wir folgen Ihnen treulich, und jeder gibt gern und willig, was er kann!” Die letzte Rede hielt Herr Dechant Heidger. In zu Herzen gehender, zündender Weise sprach er mit dichterichem Schwunge von der Schönheit und Ehrwürdigkeit der alten Stiftskirche, von dem Glück der Kyllburger, ein solches Heiligtum zu besitzen, aber auch von der Pflicht, ein solches Kleinod zu hegen und zu pflegen! Mit den Worten des Dichters: “Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen!” riss er die Herzen hin und erweckte stürmisch Zustimmung.
Nachdem Hr. N. Müller noch einige gute Anregungen gab, konnte der sichtlich gerührte Hr. Pastor Wirth mit dankenden Worten die denkwürdige Versammlung, die einen Markstein in der Geschichte Kyllburgs bilden wird, schliessen.
Dem gemischten Kirchenchor, der unter der Leitung des Hr. Lehrers Moll die Veranstaltung mit schönen Heimatliedern umrahmte, gebührt auch einen Anteil an dem Erfolg des Abends.
Und nun heran ans grosse Werk!
Mit Hilfe des Staates, der Provinz, des Kreises, der Gemeinde und der Pfarrkinder wird und muss es gelingen. Alles zur grösseren Ehre Gottes!