Quelle: Blum Karl Heinz, Heimatkalender des Kreis Bitburg 1968
Mit dem Durchzug der deutschen Soldaten im Sommer des Jahres 1939 an die Westgrenzen kam Kyllburg zum erstenmal mit dem Militär in Berührung. Zu dieser Zeit ahnte noch keiner, was einmal aus diesem Aufmarsch entstehen würde. Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 um 4.45 Uhr, nachdem Hitler den Angriff auf Polen befohlen hatte. Darauf antworteten Großbritannien und Frankreich mit der Forderung, die deutschen Truppen zurückzuziehen. Als dies nicht geschah, erklärten sie am 3. September 1939 Deutschland den Krieg. Nach dem Sieg über Polen begann im Mai 1940 der Feldzug gegen Frankreich.
Der Frankreichfeldzug kostete zwei Kyllburger Soldaten das Leben. Nach dem “Blitzsieg” in Frankreich herrschte wieder einige Zeit Ruhe. Aber am 22. Juni 1941 gab Hitler den wahnsinnigen Befehl, den Balkan und anschließend Rußland anzugreifen.
Viele Kyllburger Männer erhielten einen Stellungsbefehl und mußten zu den Waffen. Die Folge war, daß Frauen und alte Menschen schwere Arbeiten verrichten mußten.
Für die meisten Frauen und Mütter begann nun die ständige Sorge um ihre Männer und Söhne, die an den Fronten kämpften. Die ganze Bevölkerung trauerte, wenn die Meldungen über gefallene Kyllburger Soldaten eintrafen.
In den Jahren 1940, 1941, 1942 erfolgten noch keine Luftangriffe auf die Eifel. Aber schon 1941 und 1942 hörte man oft stundenlang das Brummen der starken Bomberverbände, die in den großen Städten ihre Ziele suchten.
1942, auf dem Höhepunkt seiner Macht, befahl Hitler die schon 1939 angedrohte “Endlösung der Judenfrage”, die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa. Der Staat ließ das Vermögen der Juden beschlagnahmen und versteigern.
Mehrmals kam es vor, daß deutsche Soldaten, die auf dem Marsch waren, von der Bevölkerung einquartiert werden mußten.
Luftangriffe
Was die Kyllburger Einwohner in große Aufregung und Angst versetzte, waren die häufigen Angriffe der Tiefflieger. Besonders bei gutem Flugwetter war die Gefahr durch sie sehr groß. Da sich in unserer Heimatstadt noch keine Flugabwehr befand, war es für die feindlichen Flugzeuge keine Schwierigkeit, insbesondere das Bahngelände und die Züge unter Beschuß zu nehmen.
An einem schönen, klaren Sommertage im Jahre 1943 griffen mehrere Jagdbomber einen Güterzug an, der den zwischen Kyllburg und St. Thomas liegenden Dechen-Tunnel noch zu erreichen versuchte. Da sich zu der gleichen Zeit aber schon ein Militärzug in diesem Tunnel befand, war der zweite Zug dem Bordwaffenbeschuß der Angreifer schutzlos preisgegeben. Für den Lokomotivführer, der sehr wahrscheinlich von dem Angriff überrascht wurde, bestand keine Fluchtmöglichkeit mehr; er wurde in seinem Führerstand durch Bordwaffen getötet.
Wenige Wochen später wurden über Kyllburg mehrere kanadische Bomber von deutschen Jagdfliegern in Brand geschossen, so daß sich die Flugzeugbesatzungen mit Fallschirmen retten mußten. In der näheren Umgebung wurden sie dann nacheinander gefangen genommen. Einige der Besatzungsmitglieder waren durch die Folgen des Absprungs schwer verletzt.
Im September 1944 hatte der Vormarsch die amerikanischen Truppen bereits bis zur deutsch-luxemburgischen Grenze geführt. Zahlreiche Orte des Kreises Bitburg waren bedroht. Die Rundstedt-Offensive drängte die Amerikaner erneut zurück, brachte aber eine Verschlimmerung der Lage unseres Gebietes und auch Kyllburgs.
Am 19. Dezember 1944 zog ein leichter Verband von acht Jagdbombern die Kyll abwärts. Ihr Angriffsziel war ein Militärzug, der vor dem Kyllburger Bahnhof hielt. Durch Bombenabwürfe und Bordwaffenbeschuß wurde der Zug vollständig zerstört. Dieser Angriff kostete 60 Soldaten das Leben. Jener Fall erregte besonderes Aufsehen, da der Vorgesetzte der Soldaten zur Zeit des Angriffs in einem Kyllburger Hotel verweilte und den Soldaten verboten hatte, den Zug zu verlassen. Diese Katastrophe hätte vermieden werden können, wenn der leitende Offizier des Zuges auf den Rat des Bahnhofsvorstehers gehört hätte und den Zug in den nahegelegenen Tunnel hätte fahren lassen.
Die Bevölkerung hatte sich noch nicht von dem Schrecken des Angriffs erholt, als Kyllburg am 23. Dezember 1944 von einem schweren Angriff heimgesucht wurde. Gerade war die Luftschutzsirene verstummt, als ein starker Verband feindlicher Bomber angriff. Das Ziel der Flieger war ein Tanklager, das sich auf dem Marktplatz befand. Bei der Bombardierung des Tanklagers sanken eine Anzahl von Häusern in der Stiftstraße in Schutt und Asche. Diesen Angriff mußten 17 Angehörige der Zivilbevölkerung und viele Soldaten mit ihrem Leben bezahlen. Erst am folgenden Tage kamen schwere Flakgeschütze nach Kyllburg, die am oberen Ende der Bademer Straße aufgestellt wurden.
Aber bereits elf Tage später, am 2. Januar 1945, kurz nach 11 Uhr, war Kyllburg erneut Ziel eines schweren Luftangriffes. Die spätmittelalterliche St.-Maximin-Kirche erhielt einen Bombenvolltreffer. Auch der angrenzende Friedhof wurde schwer beschädigt.
Viele Häuser wurden vollständig zerstört oder mehr oder weniger stark beschädigt. Insgesamt fanden zwölf Einwohner den Tod; von einer Familie starben allein sieben Personen. In den Trümmern des Bahnhofs wurde eine Anzahl von Soldaten getötet.
Von panischer Angst ergriffen, flüchtete die Bevölkerung in die verschiedenen Tunnel der näheren Umgebung Kyllburgs, die ihnen den wirksamsten Schutz vor Bombenangriffen boten. Da die Eisenbahnstrecke schon längere Zeit unterbrochen war, konnten die Familien hier behelfsmäßige Baracken errichten.
Am 27. Februar gegen 20 Uhr eröffneten die amerikanischen Streitkräfte, die zu diesem Zeitpunkt bereits einen großen Teil des Kreises Bitburg besetzt hatten, ein starkes Artilleriefeuer gegen die Stadt Kyllburg. Mehrere Gebäude wurden durch Volltreffer ganz zerstört. Granatsplitter verursachten bei einigen Häusern hohen Sachschaden. In den Ruinen verlor eine Kyllburger Frau ihr Leben. Der Artilleriebeschuß währte noch bis zum 3. März.
Die wenigen Soldaten, die noch in Kyllburg waren, versuchten mit der Sprengung der Kyllbrücken den Vormarsch der alliierten Streitkräfte aufzuhalten. Aber diese Bemühungen waren bereits zu spät.
Besetzung durch amerikanische Truppen
Am 4. März 1945, kurz nach elf Uhr, marschierten die ersten amerikanischen Truppen in Kyllburg ein. Da sich im Ort keine deutschen Soldaten mehr befanden, ging der Vormarsch der Amerikaner schon nach wenigen Stunden weiter.
Hiermit war der Krieg für die Kyllburger Bevölkerung zu Ende. Alle waren froh, nicht mehr den Gefahren des Krieges ausgesetzt zu sein, aber viele Menschen in anderen Teilen Deutschlands mußten ihr Leben noch für diesen sinnlosen Krieg opfern.
Das furchtbare Drama des zweiten Weltkrieges forderte von Kyllburg 117 Todesopfer, 78 Soldaten und 39 Angehörige der Zivilbevölkerung. Bombenabwürfe und Artilleriebeschuß hatten den Ort zu 35 Prozent zerstört. Die Stadt Kyllburg hat ein würdiges Ehrenmal auf dem historischen Stiftsberg für die Gefallenen, Vermißten und Ziviltoten der beiden Weltkriege errichten lassen.
- 7. Mai 1945 : Zusammenbruch und Ende des Dritten Reiches (Kapitulation im Hauptquartier des General Eisenhower
- 5. Juni 1945 : Mit dem Beginn der Vierzonenverwaltung übernahmen die Siegermächte die Regierungsgewalt in Deutschland
Gefallene 1939-1945
Peter Kreutz | * 1899 | † 1940 |
Robert Stadtfeld | * 1915 | † 1944 |
Johann Wenzel | * 1917 | † 1941 |
Robert Breitkopf | * 1913 | † 1944 |
Fritz Moll | * 1915 | † 1941 |
Jakob Poss | * 1903 | † 1944 |
Fridolin Kaisen | * 1919 | † 1941 |
Nikolaus Stadtfeld | * 1921 | † 1944 |
Robert Kronibus | * 1920 | † 1941 |
Alois Hoffmann | * 1926 | † 1944 |
Josef Göres | * 1913 | † 1942 |
Josef Mathey | * 1925 | † 1944 |
Willi Linden | * 1908 | † 1942 |
Johann Bores | * 1900 | † 1944 |
Anton Ahland | * 1920 | † 1942 |
Lorenz Winkler | * 1908 | † 1944 |
Georg Jovy | * 1912 | † 1942 |
Franz Waldheim | * 1906 | † 1944 |
Franz Hoffmann | * 1909 | † 1942 |
Johann Bettinger | * 1915 | † 1944 |
Jakob Wallerang | * 1905 | † 1942 |
Matthias Plein | * 1924 | † 1944 |
Heinz Gueth | * 1912 | † 1942 |
Walter Klas | * 1924 | † 1944 |
Leo Jutz | * 1920 | † 1942 |
Jakob Silvanus | * 1915 | † 1944 |
Martin Kalff | * 1910 | † 1942 |
Peter Göres | * 1924 | † 1944 |
Klaus Zahnen | * 1921 | † 1942 |
Peter Pelzer | * 1919 | † 1944 |
Klaus Müller | * 1915 | † 1942 |
Matthias Polch | * 1925 | † 1944 |
Johann Schwickerath | * 1912 | † 1942 |
Peter Stumps | * 1925 | † 1944 |
Robert Bores | * 1909 | † 1942 |
Anton Wagner | * 1902 | † 1944 |
Franz Schmid | * 1918 | † 1943 |
Ferdinand Lano | * 1906 | † 1945 |
Peter Reeb | * 1913 | † 1943 |
Jakob Weber | * 1924 | † 1945 |
Nikolaus Niederprüm | * 1916 | † 1943 |
Peter Brantzen | * 1909 | † 1945 |
Ernst Rebellius | * 1916 | † 1943 |
Adolf Mohr | * 1890 | † 1945 |
Theodor Silvanus | * 1920 | † 1943 |
Anton Weinandy | * 1897 | † 1945 |
Adam Lano | * 1911 | † 1943 |
Wilhelm Benz | * 1917 | † 1945 |
Nikolaus Iserlohn | * 1909 | † 1943 |
Erwin Emil Prinz | * 1913 | † 1945 |
Theodor Polch | * 1920 | † 1943 |
Jakob Franzen | * 1903 | † 1945 |
Wilhelm Breitkopf | * 1912 | † 1943 |
Nikolaus Putz | * 1901 | † 1945 |
Hermann Müller | * 1920 | † 1943 |
Theo Atzhorn | * 1925 | † 1945 |
Josef Polch | * 1923 | † 1943 |
Stefan Zinnen | * 1917 | † 1945 |
Erich Zahnen | * 1922 | † l 943 |
Matthias Mathey | * 1917 | † 1945 |
Hans Thome | * 1911 | † 1943 |
Fridolin Lano | * 1904 | † 1945 |
Peter Schon | * 1921 | † 1943 |
Alfred Ostermann | * 1925 | † 1945 |
Johann Kalff | * 1915 | † 1944 |
Karl Rauschenberger | * 1908 | † I945 |
Clemens Pelzer | * 1925 | † 1944 |
Eduard Simon | * 1926 | † 1945 |
Peter Reis | * 1917 | † 1944 |
Erich Meissner | * 1899 | † 1945 |
Paul Apelt | * 1925 | † 1944 |
Matthias Klein | * 1908 | † 1946 |
Johann Breitkopf | * 1909 | † 1944 |
Willi Kometz | * 1922 | † 1947 |
Heinz Hartwig | * 1914 | † 1944 |
Andreas Rodemers | * 1921 | † 1948 |
Nikolaus Zeihen | * 1920 | † 1944 |
Heinrich Ostermann | * 1920 | † 1952 |
Ziviltote 1939-1945
- Karl Josef Binder
- Margareta Lentes
- Walter Brantzen
- Susanna Linden
- Johann Günter Engeln
- Barbara Müller
- Cäzilia Gerlach
- Christine Müller
- Gertrud Hill
- Susanna Müller
- Katharina Hill
- Johann Poss
- Leonhard Hoff
- Anna Reles
- Veronika Horschik
- Rainer Rohles
- Käthe Jansen
- Manfred Schon
- Marie Luise Jansen
- Katharina Schwickerath
- Hans Wilhelm Junk
- Manfred Sauer
- Maria Junk
- Margareta Sinnen
- Anna Maria Klaes
- Anna Stark
- Anita Klaes
- Susanna Sungen
- Inge Klaes
- Anton Welter
- Magdalena Klaes
- Peter Welter
- Peter Klaes
- Matthias Wissmann
- Susanna Klaes
- Karl Zimmer
- Anna Klaes
- Klara Welter
- Margareta Kronibus
Danke für eure Chronik und die Betrachtung der Kriegsereignise. Mein Vater wurde als 16-jähriger zur Hitlerjugend und später zur Wehrmacht befohlen. Es heißt, er sei bei Kyllburg stationiert gewesen und habe dort am Aufbau von Verteidigungsbauten mitwirken müsen. Gibt es Aufzeichnungen über diese Dinge? Ich würde mich sehr freuen. Danke Werner Menzenbach