Quelle: Hans Klotz, “Geschichte der Mariensäule von Kyllburg”
In einer Versammlung des 1875 gegründeten Verschönerungsvereins am 8. Oktober 1885 bei Herrn Fr. Schweizer wurde der Wunsch geäußert, anstelle der bereits abgelehnten Bismarcksäule eine Mariensäule zu bauen. Wenige Wochen später wurde in der Sitzung vom 19. November 1885 der Beschluß gefaßt, eine Mariensäule auf dem Rosenberg zu errichten. Das Mitglied des Vereins, Herr Th. Lano, erklärte hierzu, seine Schwester Ww. Hormann habe sich bereit erklärt, den Platz, wo die Mariensäule erbaut werden soll, unentgeltlich dem Verein zu schenken. Zur Ausführung des Projekts wurde eine Comission bestehend aus den Herren Pastor Müller, F. Wallenborn, P. Quirin, B. Mulljans, W. Schulte und J. Marquet gewählt. Die der Bauverwaltung in Auftrag gegebene Erstellung eines Bauplans fand die Zustimmung der Commision. Daraufhin beschloß der Verein, das Comite soll die Bildhauer-, Steinhauer- und Maurerarbeiten in enger Submision vergeben. In der Sitzung vom 1. Mai 1886 bei Herrn Marquet wurde dem Bildhauer Peter Quirin der Auftrag zu den Bildhauerarbeiten zu folgenden Bedingungen und Preisen erteilt:
In den Bildhauerarbeiten sind einbegriffen:
1. Die Marienstatue 3 m hoch in rotem Sandsteinkunstmassiv auszuführen: | Mark 400 | |
2. Postament unter der Statue ausschließlich der 4 Säulen ca. 1,69 Meter | ||
3. Die Steinhauerarbeiten an derselben | Mark 84 | |
4. 8 Kreuzblumen, 4 Kapitelle und 2 Wappenschilder sowie der Schrift über der Eingangstür : | Mark 100 | |
zusammen (inclusive Material): | Mark 584 |
In einer am 9. Juni 1886 stattgefundenen Sitzung des Comites wurde dem Maurermeister Jacob Cronibus der Auftrag der Maurer- und Steinhauerarbeiten respt. die Errichtung des Baues bis an den oberen Teil erteilt. Die Bildhauerarbeiten und die Statue selbst waren schon an den Bildhauermeister P. Quirin vergeben.
Mitte Oktober waren die Mariensäule und die Verschönerungsarbeiten soweit fertiggestellt, daß man beschloß, die Einweihung am Sonntag, den 31. Oktober 1886 durchzuführen.
Der Schriftführer des Vereins J. Marquet hat das Fest der Einweihung sehr eindrucksvoll in seiner Niederschrift festgehalten. Er schreibt hierzu:
Die Einweihung der Mariensäule fand am 31. Oktober 1886 statt. Das Wetter war prachtvoll und es hatten sich von nah und fern viele Tausende von Menschen eingefunden, um an dem schönen Fest teilzunehmen. Zum Empfang der Fremden, sowie zur Verherrlichung des Festes war Kyllburg mit Fahnen, die Straßen mit Reihen von Bäumen und herrlichen Triumpfbögen festlich geschmückt. Einen überwältigenden Eindruck machte es am Nachmittag, nach der in der Stiftskirche abgehaltenen Andacht, die von der Stiftskirche ausgehende Prozession durch Kyllburg, den Meiselter-Berg hinauf zur Mariensäule ziehen zu sehen, um dem feierlichen Akt der Einweihung mit beizuwohnen. Nachdem an der Spitze die Kinder, die verschiedenen Vereine, Marianische Sodalität, Musik-,Gesang- und Kriegerverein in der schönsten Ordnung vorübergezogen waren, schlossen sich in dichtgedrängter, unabsehbarer Menge die übrigen Fremden und Einwohner, welche trotzdem in Ordnung und betend folgten, an. Oben an der Mariensäule angekommen, verrichtete unser Herr Pastor und Definitor Müller die Einweihungszermonien und hielt eine ergreifende Rede über die Errichtung, Einweihung und Zweck der Errichtung dieses schönen Bauwerks, worauf die Musik sowie der Kyllburger Gesangverein verschiedene feierliche Lieder vortrugen. Zum Schluß brachte unser Bürgermeister Thiel ein Hoch aus auf unseren Kaiser Wilhelm, unter dessen Schutz es gelungen sei, den Bau auszuführen. Ein schöner Fackelzug am Abend, ausgeführt durch die Kyllburger Feuerwehr und andere, welche sich unter der allgemeinen IIlumination der Häuser und Straßen durch Kyllburg den Rosenberg hinauf nach der Mariensäule bewegte, sowie zum Schluß bengalische Beleuchtung und Feuerwerk auf dem Rosenberg beendeten in einer ehrwürdigen Weise diese schöne Feier, welche Kyllburg noch lange Jahre in freudiger Erinnerung bleiben wird. Möge Gott unsere Mariensäule erhalten, damit auch die spätere Nachwelt sich an ihrem Anblick erfreuen und unsere erhabene Gottesmutter schützend ihre Hand über unsere Gegend halte.
Der Schriftführer:
Gez. J. Marquet