Dass die Stadt Kyllburg schon im Mittelalter häufig Fremde beherbergte, ob als Durchreisende oder Kaufleute, bezeugt schon das Hochgerichtsschöffenweistum von Kyllburg, das bis zum Jahre 1256 zurückreicht. Hier heißt es zum Schutze und Interesse der Fremden:
Auch der Bäcker soll zuerst dem Herrn backen, dann den Wirten, damit man Brot bei ihnen finde.
Oder an anderer Stelle:
Sollte ein Auswärtiger, wer er auch sei, wohlfeile Ware in die Freiheit bringen, deren vor allem der Herr bedarf; alsdann Burgleute und Bürger, so sollte man ihn weder pfänden noch behelligen.
Die Fremden hatten also sogar einen Vorrang vor den meist adeligen Burgmännern, den sonstigen Burgleuten und Bürgern. Wenn man bedenkt, dass die Wirte im Mittelalter im Rang hinter den Burgleuten und Bürgern standen, so beweist uns das heute, dass die Lebensmittelversorgung im Interesse des fremden Gastes schon damals Vorrang hatte
Die eigentliche Blütezeit des Fremdenverkehrs in Kyllburg setzte jedoch erst nach der Fertigstellung der Eisenbahnlinie im Jahre 1873 ein. Ganz erheblich förderte die Eröffnung des damals größten Hotels der Eifel, des “Eifeler Hof”, im Jahre 1890 den Fremdenverkehr in Kyllburg
Es erscheint uns heute fast unglaublich, dass Kyllburg schon in der Zeit nach 1900 in den Sommermonaten täglich an die 150 Niederländer zu seinen Dauergästen zählte und dass am Geburtstag der niederl. Königin ein Fackelzug der Niederländer durch den Kurpark Hahn stattfand. Begleitet wurde der Umzug von der Kapelle des Infanterie-Regiments 69 aus Trier, die zur damaligen Zeit während der Kursaison täglich Kurkonzerte veranstaltete
Wie der Kuranzeiger von Kyllburg von 1925 in der Kurliste belegt, gab es neben dem Eifeler Hof noch viele kleinere Hotels, Gasthöfe und Pensionen, die für den Fremdenverkehr eingerichtet waren
Seit 1937 ist Kyllburg als Luftkurort und seit dem 24. Dezember 1960 als Kneippkurort staatlich anerkannt. Am 1. Mai 1960 wurde in einer Feierstunde das Hotel Eifeler Hof als Kneipp-Sanatorium anerkannt und ihm die Kneipp-Plakette verliehen
Aus einer Ausgabe, “Luftkurort Kyllburg” des Verschönerungs-/Eifelvereins und aus dem “Eifelführer”
Gasthöfe | |||
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Eifeler Hof | 200 Betten | ZF 330-450 | P 5-750 |
Kurfürst von Trier | 40 Betten | ZF 275 | P 4-450 |
Stern | 18 Betten | ZF 2-250 | P 4-450 |
Zur Post | 15 Betten | ZF 225 | P 350-425 |
Kyllburger Hof | 15 betten | ZF 225 | P 330-400 |
Simon | 8 Betten | ZF 225-250 | P 350-400 |
Weber | 7 Betten | ZF 225 | P 350-400 |
Lorig | 4 Betten | ZF 200 | P 300-350 |
Bahnhofswirtschaft | 4 Betten | ZF 350-400 | |
Privatpension Rütt | 25 Betten | P 350-400 | |
Daus | 18 Betten | P 330-400 | |
Isr. Fremdenpension | |||
Julius Nußbaum | 6 Betten | ZF bis 300 | |
Hermann Nußbaum | 6 Betten | P bis 500 |
Ca. 80 Privatquartiere, ohne Verpflegung, empfehlenswert für große Familien sowie einzelne Personen, welchen der Hotelbetrieb zu unruhig ist, oder welche im Gasthof selbst keine Wohnung mehr haben können, stehen in großer Auswahl in gut bürgerlichen und herrschaftlichen Privathäusern zur Verfügung
Wie wichtig der Fremdenverkehr für Kyllburg und Umgebung eingeschätzt wurde, beweist ein Antwortschreiben der Eisenbahndirektion an den Besitzer des “Eifeler Hof”; der sich über die lauten Züge beschwert hatte:
Königliche Eisenbahn-Direktion
Saarbrücken 2, den 11 ten Septemper 1913An Herrn Wilhelm Schulte
Hotelbesitzer in KyllburgAuf das gefällige Schreiben vom 8. August d.Js. teilen wir ergebenst mit, daß wir die von Ihnen und Ihren Gästen zum Anlaß der Beschwerde genommenen Übelstände bereits seit einiger Zeit verfolgen und aus dem Anlaß Ihres Schreibens erneut an das beteiligte Personal Anweisungen gegeben haben, um eine Beseitigung oder wenigstens Milderung der beklagten Anstände herbeizuführen soweit es nach der Natur des Eisenbahnbetriebes möglich ist. Dem Lokomotivpersonal haben wir aufgegeben, auf der Strecke vom Dechent Tunnel bis zum Wilsecker Tunnel und umgekehrt mit klarem Feuer zu fahren und das Auffeuern auf das unbedingt notwendige Maß einzuschränken sowie alle Mittel zur Verminderung der Rauchentwicklung mit größter Sorgfalt anzuwenden. Vor Einfahrt in die Tunnels soll nur ein kurzer Warnungspfiff angewendet und der Betrieb auf dem Bahnhof selbst mit möglichster Ruhe durchgeführt werden
Durch vorstehende Maßnahmen hoffen wir, daß jegliche Veranlassung zu berechtigter Beschwerde beseitigt wird
Unterschrift
Der Fremdenverkehr war für Kyllburg und Umgebung eine Haupterwerbsquelle. Hunderte von Menschen waren in den Hotels, Gasthäusern, den zahlreichen Geschäften und anderen Dienstleistungsbetrieben beschäftigt. Ganz Kyllburg wirkte mit um die zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland (hier meist Holländer und Engländer) zufrieden zustellen. Immer wiederkehrende Stammgäste waren das beste Zeugnis für die gute Betreuung, saubere Unterkünfte, freundliche Einheimische und einer schönen, gepflegten, kleinen Stadt, die ganz auf Fremde eingestellt war.
Die Kriegs- und Nachkriegszeit, die Umstellung von Bahn auf Auto, und manche Einschneidungen in persönliche Verhältnisse haben da leider Manches verändert.