Quelle: Karl Föst, Kyllburg einst und jetzt
Der Aufstand des evangelischen Adels in Böhmen („Prager Fenstersturz“) löste 1618 den Dreißigjährigen Krieg aus
Wenn im Dreißigjährigen Krieg die Rheinlande nicht ganz so sehr gelitten haben wie die übrigen deutschen Gebiete, so sind sie doch aufs ärgste mitgenommen worden. Der damalige Kurfürst und Erzbischof von Trier, Philipp Christoph von Sötern (1623-1652) besaß zwar hervorragende persönliche Eigenschaften und war von einer ungewöhnlichen geistigen Begabung, in seiner Außenpolitik hatte er aber eine unglückliche Hand. Seine Regierung gereichte nicht zum Wohl und Heile des Erzstifts. Einquartierungen von Freunden und Feinden, Durchmärsche plündernder Kriegshorden hatten Land und Leute auf lange Zeit schwer getroffen und geschädigt. Sie hinterließen Hunger und Seuchen. Die Kriege Ludwigs XIV. und die Erbfolge-Kriege verwüsteten viel von dem, was früher noch verschont geblieben war.
Die traurigen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges mit all seinem Elend und seinen Schrecken gingen auch an Kyllburg nicht vorüber. Zunächst waren es die mit dem deutschen Kaiser verbündeten Spanier, die aus den Niederlanden Truppen in das Erzstift einrücken ließen. Im August 1625 rückte eine Abteilung von 6000 Mann spanischer Truppen unter dem Grafen Isenburg in den Kurstaat ein und besetzte auch das Amt Kyllburg, wo sich die Söldner Monate hindurch auf Kosten der armen Bevölkerung gütlich tat und sich wie in Feindesland benahmen.
Als der Schwedenkönig Gustav Adolf Ende 1631 in Mainz festen Fuß gefasst hatte, musste mit seinem Vorrücken in das Erzstift Trier gerechnet werden. Die Schweden zogen dann auch 1632 von Koblenz aus die Mosel hinauf und nahmen die Städte Treis, Cochem, Trarbach und andere Orte in Besitz, obwohl der Erzbischof und Kurfürst mit ihnen auf Betreiben der Franzosen einen Neutralitätsvertrag abgeschlossen hatte. Auch aus dem kölnischen Gebiet heraus machten sie weite Streifzüge in die Eifel. So rückte im November 1632 General-Lieutenant Baudisson von der niederrheinischen schwedischen Armee ins kölnische Gebiet vor, nahm Siegburg, Linz, Drachenfels, Andernach und selbst das feste Deutz, ohne dabei weite Streifzüge in die trierischen Gebiete auf der Eifel zu versäumen. Die Annahme, auf die man verschiedentlich stößt, dass nämlich durch die Vermittlung der Grafen von Oberkail, die mit den Schweden befreundet waren, sowie durch die Verträge des Kurfürsten von Trier mit den Schweden die hiesige Gegend von Verwüstungen verschont blieb, ist eine Behauptung, die keineswegs bewiesen ist.
Der Befehl des Domkapitels vom 23. Februar 1638 lässt vielmehr erkennen, wie schwer es die Bevölkerung damals hatte, da demjenigen, der bei Einquartierung ausziehe, angedroht war, für alle Zeit der Bürgerschaft für sich und seine Kinder verlustig gehe, ferner der Befehl vom 21. Januar 1639, dass keiner unter Konfiskation seiner Güter bei Kriegszeiten aus dem Amt weichen dürfe. Wenn die Schweden nicht bis Trier kamen, es scheint während des ganzen Krieges kein Schwede die Stadt betreten zu haben, so hatte doch die „treue Stadt Kyllburg“ unter ihnen schwer zu leiden. In der Umgebung von Kyllburg hatten die Schweden stark verschanzte Lager, wie die Flurnamen: Schwedengraben und Schwedenschanze bezeugen.
Als im Winter 1638/39 die kaiserlichen Truppen im Kurstaate ihre Winterquartiere bezogen, war Kyllburgs Bevölkerung auf 40 Untertanen zusammengeschmolzen, wie uns die Verpflegungsliste des Regiments der Armada Piccolominis erhellt.
Bewohner von Kyllburg im Jahre 1719
nach dem „Schatzungs Heeb Register Ambts Kilburg“
(LHA Koblenz 1 C, 14913 ff.)
- Eva Carls
- Cathanna Roditsch
- Johann Hermes
- Matthias Esch
- Christophel Meyer
- Johannes Gattung
- Johannes Flesch
- Eva Carls
- Jodocus Weiß
- Johannes Krämer
- Daniel Richardi
- Johann Jakob Schweisel
- Nikolaus Mahlburgs
- Diederich Fluger
- Johann Nicias Stattfeld
- Johann Üffling
- Franz Roditsch
- Johann Peter Roßkopf
- Matheis Üffling
- Franz. Vervier
- Leonhard Backes
- Daniel Richarde
- Gertrud Büdesheim
- Maria Weiß
- Anna Clara Weyers
- Georg Niclas Schütz
- Margarete Schütz
- Anna Elisabeth Biehlen
- Gotthard Potesta
- Niclas Mahlberg
- Anna Polch
- Hermann Walischer
- Niclas Wagner
- Anna Johanna Zyckes
- Hilgert Booß
- Catharina Wallenborn
- Clara Bitschgeig
- Johannes Ößlingen
- Johannes Offling
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen der Stadt Kyllburg
Jahr | 1586 | 1636 | 1638/39 | 1656 |
Einwohner | 240 | 318 | 40 | 120 |
Der Rückgang der Einwohnerzahl 1656 dürfte die Folge des kurz zuvor zu Ende gegangenen Dreißigjährigen Krieges sein, der unser Gebiet während des letzten Drittels besonders betroffen hat.