Vereine

Vier-Bässe-Tropfen

Aus den sechziger Jahren des MQ
Von Willi Poß

Das „Quartett“ – einst waren es 16 Sänger –
Probte jahrelang unter Peter Enders1 strenger,
bewährter Direktion bei Hugo2 auf dem Sälchen,
trainierte Sonntag für Sonntag seine Kelchen.
Doch derart strapazierte Sängerkehlen
gilt es von Zeit zu Zeit richtig zu ölen.

„Der Tenöre Stimmen bleiben hell und rein,
trinken sie regelmäßig ein Gläschen Wein!“
Das war das Rezept von Enders Pitter.
Ihm selbst schmeckte keine „Medizin“ zu bitter.
Und besonders, wenn er auf der Geige gegeigt,
war er einem guten Tröpfchen nicht abgeneigt.

Den tiefen zweiten Bässen wurde Bier verschrieben,
damit sie beim Singen „auf dem Boden“ blieben.
Einst saßen vom tiefen Baß die Vier3
Nach der Proben noch beim verordneten Bier,
da meinte Josef: „Zu Malz und Hopfen
gehört auch ein prozentualer Tropfen.“

Dieser Rat wurde einstimmig angenommen.
„Und damit nicht alle an die Tropfen kommen,
werden wir die Flasche sicher verschließen
und nur den vier Bässen in der Pause ausgießen,“
sprach Werner, „ich habe da so ‘ne Idee,
wartet bis morgen, dann werdet ihr’s sehn!“

Unter der Woche wurde dann experimentiert,
überlegt, gezeichnet, gebastelt, probiert,
und als sonntags die Probenpause begann,
Alfred Weides4 die Bestellung aufnahm,
da zauberten die Vier vom zweiten Bass
wie aus dem Nichts hervor eine Flasche aus Glas,
gefüllt mit des Obstes feinstem Brand.
Ein Etikett ziert‘ die Pulle, auf diesem stand:
„Vier-Bässe-Tropfen, medizinisch zu empfehlen,
mäßig, aber regelmäßig einzunehmen!“

Doch bevor sich in vier Gläschen die Medizin ergoss,
öffnete Josef feierlich das Vorhängeschloss,
das eine übergestülpte Kappe zusammenhielt.
So wurde höchste „Sicherheit“ erzielt!
Sonntag für Sonntag, völlig ungeniert
Wurden die Topfen von den vier Bässen zelebriert,
und war der Dirigent dem zweiten Bass wohlgewogen,
wurde er in die Runde mit einbezogen.

Doch fehlte mal der Schlüsselverwalter – oh weh! –
Wurde rein gar nichts aus der Schnapsidee!


1 Peter Enders: Isleker Urgestein, renommierter Eifelwanderer, Stargeiger und –pianist, Chorleiter, Ehrendirigent; Nebenberufe: Eidam und Ehemann

2 Hugo Marquet: Vereinswirt im „Kurfürst von Trier“

Die vier Bässe:

Josef Atzhorn: Nestor der Bassisten aus altem Kyllburger Adel nach Hausmacherart, Musikkritiker, Pianist; Nebenberufe: Kaufmann, Figaro
Werner Schwickerath: theoretischer und praktischer Tüftler, Karnevalist; Nebenberufe: viele
Hans Josef Uhrmacher: Spezialist für Be- und Entwässerungen aller Art im Haupt und Nebenberuf
Willi Poß: Ende der sechziger Jahre nach längerer Abwesenheit reumütig in die Heimat zurückgekehrt; Nebenberuf: Leerer

4 Alfred Weides: damals Oberhofkellner bei „Kurfürst Hugo“; hat sich im Laufe der Jahre bis zum 1. Vorsitzenden des MQ hinaufgekellnert

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