Heimatkalender Örtlichkeiten

Der alte Burgturm

Heimatkalender 1953 | S.107 | Von Hauptlehrer Heinrich Feiten, Kyllburg

Hoch oben auf dem Stiftsberge steht noch der alte Burgturm. Weit schaut er über die Häuser des Städtchens, hin über das Kylltal in die Berge hinein. Er hat die Jahrhunderte überdauert und ist neben einem Stallgebäude allein von der einstigen Burg übriggeblieben. Da, wo ehedem sich die Burgmannen versammelten zum Kampf und zur Verteidigung, tummelt sich jetzt die Schuljugend bei fröhlichem Spiel und blickt ehrfürchtig empor zu seiner stolzen Höhe und würde gar zu gerne seine Treppen besteigen, um einen Rundblick zu halten auf die schöne Heimat.
Kein Wunder, daß unser alter Turm die Zeiten überstanden hat und so alt geworden ist. Seine Mauern sind im unteren Drittel über 3 Meter dick. Jetzt führt unten eine Türe hinein, sie ist später zu ebener Erde gebrochen worden. Ehedem lag der Eingang über 10 Meter hoch vom Erdboden. Ein bewehrter Gang an der Ostseite führte ich rechten Winkel von dem Burggebäude her in sein Inneres. In die Mauer eingefügte Eisenklammern lassen noch deutlich einen kurzen Treppenaufgang erkennen. Die Reste eines Gewölbes im Innern zeigen in dieser Höhe den Abschluß des Burgverlieses, in dem die armen Gefangenen nach Licht und Freiheit schmachteten. Nur ein ganz schmaler Lichtspalt in unerreichbarer Höhe ließ sie erkennen, ob draußen hell oder dunkel, Tag oder Nacht war. In der Mitte des Gewölbes war ein viereckiges oder rundes Loch, durch das die Gefangenen an einem langen Seil hinabgelassen wurden, so wurde ihnen auch das spärliche Essen und Trinken verabreicht.

Nach der Nord- und Südseite waren an höhergelegenen türartigen Fenstern Pechnasen angebracht, um dem bis zum Turm vorgedrungenen Feind den Eintritt zu verwehren. An einer Öffnung bemerkt man auch noch die runden Steinlager einer Kipp- oder Schleudervorrichtung.

Früher soll der Burgturm noch einmal so hoch, also 60 m hoch gewesen sein. Oben saß der Turmwächter und hielt Ausschau nach den vier Winden und meldete durch Hornstöße ankommende Freunde und Feinde. Besonderes Augenmerk hatte er zu richten auf die benachbarte Burg Malberg, wenn deren Raubritter anzog zu Brandschatzungen und blutigen Überfällen. Gerade aus dieses Grunde hatte der Trierer Erzbischof Theoderich von Wied im Jahre 1239 die Burg auf der Bergkuppe der Kyllschleife erbauen lassen, um das Frauenkloster St. Thomas und die Nordgrenze seines Erzbistums zu schützen. Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurde der Burgturm mit einer Dachspitze versehen und zu einem Aussichtsturm ausgebaut, der gefahrlos zu besteigen ist. Möge das alte Wahrzeichen noch recht lange stehen und auf eine friedliche und blühende Eifellandschaft herniederschauen.

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