Kirche

1927 – St. Maximin Kirche

Quelle: Wackenroder, Ernst, Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg, Düsseldorf 1927, S.155-158

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (Stadtkirche oder Unterkirche genannt, s. t. s. Maximini). DE LORENZI I, S. 298. – HEYDINGER, Archidiaconatus in Longiuono descriptio S. 338.

Handschriftliche Quellen. Im Pfarrarchiv: Rechnungen, Stiftungsakten, Register d. 18. Jh. Vgl. KRUDEWIG, Übersicht IV, S. 61. – Im Domarchiv zu Trier: Akten v. J. 1583 u. 1734 betr. Bau und Reparatur der Pfarrkirche (Regest REIMERS im St. A. Koblenz). Sonstige Literatur und Handschriftliche Quellen s. o. Die ehemalige Pfarrkirche St. Maximin ist nach der Auflösung des Stiftes i. J. 1802 zweite Pfarrkirche geworden. Es wird ihrer bei der Inkorporation in die Stiftskirche i. J. 1304 zuerst Erwähnung getan (s. o.), dann, als i. J.1361 der Ritter von Brandscheid einen Altar der zehntausend Märtyrer stiftet. Von diesem Bau könnte der Turm stammen, jedenfalls nennt das Inventar eine Glocke v. J. 1370; andererseits ist im jüngeren Chor ein Tabernakel (s. u.) v. J. 1484 vorhanden, das für einen Chor aus dieser Zeit spricht.

Bei der Visitation i. J. 1621 befand sich der Bau nicht in gutem Zustande, und es wurde dem Kapitel aufgegeben, den Chor herzustellen. Die Zahl 1631 in einem Gewölbeschlußstein und an einem Fenster auf der Südseite zeigen die Fertigstellung an. Das Schiff wurde nach der Zahl über dem Westportal i. J. 1745 aufgeführt; dazu passen auch die Formen im Innern.

GrundrissDie Kirche (Fig. 104) stellt eine dreischiffige Hallenkirche dar, mit quadratischem Schiff und gerade geschlossenem Chorhaus. Durch die sich anschließende Sakristei und besonders durch den auf der Südwestecke eingebauten Turm entsteht eine ansprechende Gruppierung der Bauteile (Fig. 103). Das Äußere des schlicht geputzten Bruchsteinbaues ist von großer Einfachheit. Der zweigeschossige Turm erweist sich mit seinen einfachen Dreipaßfenstern und drei alten Strebepfeilern als Rest eines älteren Baues. Er war schon in die alte Kirche d. 14. Jh. ähnlich eingebaut. Sein steiles Pyramidendach hebt sich von dem abgewalmten Dach des Schiffes gut ab und von diesem wieder die niedrigen Dächer vom Chor und der Sakristei a. d. 19. Jh. Wie die nach zwei Seiten geöffnete Turmhalle und ebenso der vom Pfeiler des barocken Schiffes teilweise umkleidete, ungegliederte Achteckpfeiler mit seinen konkaven Flächen zeigen, war die Kirche d. 15. Jh. zweischiffig mit dem Turm in der Ecke. Die sich spitzbogig öffnende Turmhalle ist mit dem i. J. 1631 neu erbauten Chor zugleich gewölbt, mit denselben schweren Rippenprofilen. Der Chor mit zwei schmalen Jochen, bei quadratischem Grundriß; die Stichkappen stark gebust; die Rippen laufen zu stumpfen Konsolen zusammen. Niedrig gehalten, öffnet er sich in Breite des Mittelschiffs mit spitzbogigem Triumphbogen, das dreiteilige Profil ist der Mitte aufgelegt. Diese gotisierenden Formen zeigen auch die kleinen und schmalen Fenster; die rundbogige, unten etwas eingezogene Tür auf der Südseite verrät jedoch gleich das 17. Jh. Das dreiachsige Schiff, als jüngster Bauteil zwischen Chor und Turm eingeschoben, mit einfachen rundgeschlossenen Fenstern und zweimal getreppten Strebepfeilern in Haustein. Innen vier Pfeiler, auf den Ecken ausgeklinkt; die rundbogigen Gurte breit und schwer, das scharfgratige Kreuzgewölbe ziemlich flach gespannt.

Breiter Tabernakelaltar der zweiten Hälfte d. 18. Jh., in Holz. Auf dem nach hinten zurückspringenden Unterbau steht vor einer mit Baldachin endigenden Wand die bemalte, zugehörige Holzfigur des hl. Bischof Maximin. Den Dekor des Altars bilden Volutenpilaster und frei gestaltete Profilierungen. Am Aufbau spätestes Rokoko in durchbrochener Arbeit, bereichert durch Eiskaskaden. Auf der seitlichen Verbreiterung der Mensa die Holzfiguren der hhl. Bischöfe Hubertus und Brictius.

Die i. J. 1747 für den Neubau gefertigten Seitenaltäre, gleichartig im Aufbau, zeigen in den Antependien noch die alte bunte Bemalung. Die Mitten der Altarwände mit Ölgemälden der hhl. Sebastian und Petrus, die Nischenaufbauten für die Figuren der hhl. Rochus und Eligius. Den Dekor bilden korinthische Säulen, symmetrisch gehaltenes Schnitzwerk, Gitterwerk, Bandelwerk mit naturalistischen Blumen und Hängequasten.

Kommunionbank v. J. 1749 in einfachen Spätbarockformen.

Fig105Sakramentshäuschen v. J. 1487 (Fig. 105) in weißem Sandstein, früher eingebaut, jetzt frei vor der Wand stehend. Mit der freistehenden Säulenstütze 3 m hoch. Die Stütze wirkt leicht gegenüber der schweren Fialenarchitektur des Gehäuses, das auch seitlich vergittert ist. Auf seiner Gesimsschräge steht: GERHART VAN KYLBURCH 1487.

Auf einer zugehörigen Rokokokonsole an der Südwand ein einfaches, bemaltes Vesperbild von Holz, 18. Jh.

An den Pilastern neben dem Triumphbogen zwei in gleicher Art reich dekorierte Grabplatten von rotem Sandstein, v. Ende d. 18. Jh., und zwar des Kyllburger Pastors Mathias Vitalis Richardi, Kanonikus und Kantor und der seiner Schwester.

Auf dem Kirchhof liegen: Schwere Kufe eines romanischen(?) Taufsteins, der fast zylindrisch, mit 16 angearbeiteten, wenig profilierten, halbrunden Konsolen ausgestattet ist. Lichter Durchmesser und Höhe der Kufe 45 cm. Ebenso:

Kufe eines Taufsteins aus der Pfarrkirche gotischer Zeit. Wie die angearbeiteten Kapitelle zeigen, waren der Fuß und die kugelförmige Kufe mit ihrem Achteckrand durch außen herumgestellte Säulchen miteinander verbunden. Lichter Durchmesser des Beckens 58 cm, Höhe 48 cm.

Zwei Schlußsteine aus dem gotischen Schiff sind außen am neuen Schiff eingemauert.

Im Pfarrhause die Holzfigur einer Mutter Gottes mit dem Kinde, 18. Jh., 1,08 m hoch. Die alte Fassung: Gold, Silber, Blau und Rot gut erhalten. Dargestellt in Strahlenmandorla, als Himmelskönigin auf Weltkugel, Halbmond und Schlange stehend. Wie die in Silber gefaßte Reliefdarstellung desselben Motivs auf der Rückseite zeigt, wurde die Figur in der Prozession mitgeführt. Im Pfarrgarten ein Taufstein d. 15. Jh., 85 cm hoch, ohne den verloren gegangenen, vermutlich einfachen Achtecksockel, der den acht senkrechten Flächen der Kufe entsprach. Der Schaft ist gleichartig der Länge nach mit zweiteiligem Maßwerkrelief dekoriert. Auf den Beckenflächen Schilde, darunter eins mit dem fast zerstörten Wappen Wilsecker(?).

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